KIF530:Resolutionen/Kürzungen im Hochschulbetrieb
Wir, die 92. Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften und die 53,0. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften, positionieren uns gegen die derzeitigen Kürzungen in der Hochschulfinanzierung.
Forderungen Wir fordern:
- die Landesministerien der deutschen Bundesländer dazu auf, nicht an Bildung zu sparen, und
- den Bund, die nötigen Gelder bereitzustellen, damit die Länder ihre Bildungssektoren ausreichend finanzieren können.
Mit unseren Forderungen schließen wir uns bereits vorhandenen Stellungnahmen zu Kürzungspolitik von GEW[1] und dem fzs[2] an.
Begründung[Bearbeiten]
Aus unserer Sicht sind Hochschulen und Lehre von höchster Bedeutung. Durch die Kürzungen sind sie existentiell bedroht. Wenn die Grundfinanzierung gekürzt wird, führt das insbesondere zu Einsparungen in der Lehre. Zum Beispiel führen in Berlin Kürzungen von 10% zum Wegfall von 25% der Studienplätze.[3]
Aktuell wird in vielen Bundesländern erwogen, die Finanzierung ihrer Hochschulen zu kürzen. In Berlin würde das eine Kürzung von 84 Millionen Euro bedeuten [4]. Im geplanten neuen Hessischen Hochschulpakt prognostizieren die Hochschulpräsidien derzeit ein Defizit von einer Milliarde Euro von 2026 bis 2032[5]. Auch In NRW sind ab 2026 Einsparungen geplant, hier eine Reduktion der Grundfinanzierung um 255 Millionen im Jahr. [1]
Im Gespräch sind in den meisten Fällen Kürzungen der Hochschulhaushalte von 5-10%. Das würde zu einen Zusammenbruch von vielen kleinen Studiengängen führen - zu Arbeitsplätzen, die verloren gehen, und Studierenden, die ihren angestrebten Beruf nicht mehr erlernen können.
Fachkräftemangel Auch mit Blick auf den steigenden Fachkräftemangel ist ein Wegfall von Studienplätze problematisch. Gerade bei der Ausbildung von Lehrer:innen sollte aktuell investiert und nicht gespart werden.
Soziale Mobilität Außerdem treffen die Kürzungen Studierende in prekären Situationen am stärksten. Die Stellen, an denen zuerst gekürzt wird, sind oft Hilfsangebote für bedürftige Menschen, wie zum Beispiel Sozialberatung und Kinderbetreuung.[6] Eine Kürzung in Bildung und insbesondere Hochschulbildung führt zu höheren Hürden für Studierende in prekären Situationen. Das verringert die bereits sehr geringe[7] soziale Mobilität in Deutschland noch weiter. Eine geringere soziale Mobilität führt zu mehr sozialer Frustration und dadurch zu stärkerem Zuwachs an rechtem und rechtsextremem Gedankengut.
Gesellschaftlicher Diskurs an Hochschulen Das Studium an Hochschulen soll nicht nur Spezialwissen vermitteln, sondern auch gesellschaftliche Diskurse fördern. Eine Verknappung der Ressourcen der Hochschulen führt zu einer schnelleren und oberflächlicheren Abfertigung von Studierenden. Bildung ist essentiell für demokratische, politische Teilhabe. Eine starke Demokratie hält sich durch ein umfangreiches Bildungsangebot und gute Möglichkeiten für demokratischen, gesellschaftlichen Diskurs.
Befristete Stellen Da die Hochschulen kurzfristig keine Dauerstellen entfernen können, treffen die Kürzungen hauptsächlich Beschäftigte auf (kurz) befristeten Stellen. Das sind studentisch Beschäftigte und junge Wissenschaftlerinnen, die sich oftmals ohnehin schon in prekären finanziellen Situationen befinden.
Unabhängigkeit von Forschung und Wirtschaft Da Hochschulen öffentliche Einrichtungen sind, sollten sie nicht von einzelnen privat-wirtschaftlichen Firmen abhängig sein. Dafür müssen vom Staat genug Ressourcen bereit gestellt werden, dass Hochschulen nicht gezwungen sind, Geld von anderen Stellen einzuwerben.
Unternehmerische Hochschulen im verschärften Wettbewerb Die Exzellenzstrategien und Kürzungen schaffen einen künstlichen Konkurrenzdruck zwischen den Hochschulen. Insbesondere in der Wissenschaft, wo Kooperation sehr wichtig ist, schadet dies dem Erfolg von Forschung und Lehre. Eine solche Organisation öffentlicher Einrichtungen nach marktwirtschaftlichen Effizienzkritierien kritisieren wir generell.
- ↑ https://www.gew-hessen-aktiv.de/unterfinanzierung-beenden
- ↑ https://www.fzs.de/2025/02/26/pm-nrw-plant-kuerzungen-bei-hochschulen-in-millionenhoehe/
- ↑ https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189311.wissenschaft-berliner-hochschulen-chaos-um-vertraege.html
- ↑ https://www.forschung-und-lehre.de/politik/berliner-hochschulen-sollen-2025-noch-mehr-einsparen-7105
- ↑ https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/hr-unis-protestieren-wegen-hochschulpakt-angst-vor-einer-milliarde-euro-weniger-100.html
- ↑ https://asta-ash.eu/2024/12/07/ash-kuerzt-kinderbetreuung-vollstaendig/
- ↑ https://www.iwh-halle.de/publikationen/detail/niedrige-soziale-mobilitaet-in-deutschland-wo-liegen-die-ursachen