KIF425 Diskussion:Resolutionen/Störerhaftung
Alternative
Ich denke es ist sinnvoller, 'weniger' zu fordern, nämlich dass (natürliche oder juristische) Personen, die der Öffentlichkeit einen Internetzugang (gewerblich oder nicht gewerblich) zur Verfügung stellen, von der Störerhaftung befreit werden. Für Gruppen, die nichtöffentlich sharen, würde Störerhaftung demnach also weiter bestehen bleiben.
Öffentliches Anbieten wäre bereits dadurch gegeben, dass man ein offenes WLAN hat mit "bitte nutzen" in der SSID. Ebenso darunter fallen würde jeder Anschluss, über den Traffic von Freifunk eingespeist wird, sowie jeder Tor exit node und alles andere, was dazu führt dass Traffic von Unbekannten über den eigenen Anschluss geht.
Argumente warum das besser ist, als die totale Abschaffung zu fordern:
1.) Es schafft einen sehr starken Anreiz, offenes WLAN anzubieten oder an einem Mesh-Netzwerk teilzunehmen. Die Nachricht, dass man sich durch öffnen des WLAN vor Störerhaftung schützen kann, würde sich rasch verbreiten und den Trend "sein WLAN zu verschlüsseln" umkehren (helfen).
Ohne einen derartigen Anreiz würde die überwiegende Mehrheit (aus Gewohnheit und aus Angst vor Hackern) sein Netzwerk weiter nur privat nutzen und vor "unbefugtem Zugriff absichern".
Fast jeder der von einer gänzlichen Abschaffung profitieren würde, könnte davon profitieren, da es zahlreiche Möglichkeiten gibt, internet irgendwie öffentlich anzubieten, zB auch Tor.
2.) Es ist viel leichter durchzusetzen, weil der Aufhänger derzeit verhinderte, positiven Visionen sind: 'Jeder hätte überall Internetzugang - es gäbe überall offene hotspots' und 'Es würde zu Apps führen, mit denen Smartphoneinternet auch in Menschenmengen funktionieren würde', sowie 'Es würde zahlreiche kreative Nutzungsmöglichkeiten sowie Innovationen ermöglichen' (die den Wirtschaftsstandort... bla bla).
D.h. das Argument wäre, unnötigerweise verhinderte, für fast jeden unmittelbar nützliche Dinge zu ermöglichen.
Bei der Totalabschaffung denkt der durchschnittliche Politiker oder Wähler eher an einen Versuch von Interessenvertretung zugunsten derer, die derzeit wegen Filesharing auf Störerhaftung geklagt werden. D.h. es wird mit "Filesharing legalisieren! Copyright beschränken" in einen Topf geworfen und nicht differenziert gesehen. Dazu trägt auch bei dass es die gleichen Leute fordern die auch jenes fordern (Piraten, Informatiker).
3.) Viele offene Netze funktionieren nur richtig gut, wenn es sehr viele Knoten gibt. Dass derzeit jeder seinen eigenen Router hat, ist eine Verschwendung von Potential und auch ökonomisch ineffizient und schlecht für die umwelt. Außerdem läuft es dem utilitaristischen Minimalprinzip "Wenn A für B mühelos X tun kann ohne dass A dadurch Nachteil, Kosten oder Risiko entstehen, dann sollte A es tun" zuwider.
4.) Eine Trendumkehr bei der Verschlüsselung von WLANs würde nicht unbedingt ein Security-Problem erzeugen; man kann Verschlüsseln und Signieren ohne den Zugang zu begrenzen (WPA2 mit leerem Passwort und Routerzertifikat -> erzeugt Session keys für jeden der anonymen Teilnehmer).
5.) Nach einigen Jahren wäre die Störerhaftung sehr leicht ganz abzuschaffen, weil sie zur P2P Verfolgung nichts mehr taugen würde und keine Lobby mehr hätte. Diese Forderung wäre daher vielleicht sogar besser geeignet zur Erreichung der ursprünglichen Forderung.
Bacchus (Diskussion) 01:26, 11. Dez. 2014 (CET)