KIF415:Anti-Harassment
Aus KIF
Motivation
- Vorstellungsrunde
- Vorbeugung(smechanismen),
- Vertrauensperson,
- Skepsis gegenüber Anti-Harassment-Policies,
- Awareness,
- Diskriminierung &/vs. Harassment,
- Harassment in der Nerdszene,
- Chaos Communication Congress,
- Erkennung von Harassment
"Harassment ist nicht erst wenn jemand vergewaltigt wurde"
Anti-Harassment: Raum schaffen in dem Personen nicht diskriminiert werden.
Personen merken nicht wenn sie belästigen (->Awareness/Bewusstsein schaffen)
Erfahrungen
- wurden zahlreich und lang berichtet
- Übergriffe verbaler wie auch körperlicher Natur
Was ist Harassment?
- auch Mobbing
- en. Wikipedia unterscheidet Harassment von Bullying: https://en.wikipedia.org/wiki/Harassment#Differences_between_harassment_and_bullying
- Kritik an WP, Harassment kann auch unabsichtlich sein.
- Harassment ist Grenzüberschreitung (Persönlicher Raum)
- physikalisch und verbal
- Harassment ist "persistent"
- Bitte den Begriff Harassment zu vermeiden, statt dessen "grenzüberschreitendes Verhalten"
- Grenzen anderer Personen sind unbekannt. Werden auch unbewusst übertreten.
- Wer definiert die Grenzen?
- Die betroffene Person ("das Opfer")
Anti-Harassment-Policies
Sinn und Zweck
- Es sollte einen Mindeststandard zu Anti-Harassment geben
- gesunder Menschenverstand als Mindeststandard?
- gesunder Menschenverstand reicht nicht denn ist nicht angeboren sondern soziokulturell
- "Behandle andere so wie du behandelt werden möchtest." ist Bullshit, alle wollen anders behandelt werden
- eine Policy soll zur Ansage an andere dienen
- "Vielleicht liegen Grenzen vor dem Bereich den du vermutest."
- Policy als Regelwerk gegen Menschen, die sich sonst in keiner Schuld vermuten
- Policy als Diskussionsanstoß (mindestens)
- Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten
- These: Abschreckung verhindert keine Taten
- Policy kann Prävention unterstützen
- als Handhabe für den Fall, dass ein Übergriff passiert ist
- als Vorgabe für das Verfahren in diesem Fall, um Unklarheiten vorzubeugen
- um in einer schwierigen Situation (nach einem Übergriff) nicht auch noch zuerst das Verfahren ausdiskutieren zu müssen
- auch als politisches Statement
- gesetzte Grundeinstellung klar durchsetzen und öffentlich machen
- Policy als Grenzstreifen - Frühwarnzeichen-Analogie
- These: es gibt keine gemeinsame Verhaltensnorm, da bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Grenzen existieren, deswegen auch keine einheitliche Norm möglich
- Gegenthese: Unterschiedsargument geht am Punkt vorbei, Policy schafft Sensibilisierung und Empathie für die Grenzen anderer
- Wichtig ist, möglichst viele dabei mit einzuschließen
- Policy während der Schulung (z.B. von Erstieinführungstutor*innen) einsetzen, um Position klarzumachen
- These: Policies werden nicht benutzt, um Leute ungerechtfertigt rauszuschmeißen
Form
- verschiedene Beispielpolicies wurden genannt und in Gänze vorgelesen:
- These: Ada-Policy ist Minimum, Rest ist zu unspezifisch
- Einwand: Ada-Policy bezieht sich auf Probleme, die spezifisch auf Konferenzen im US-amerikanischen Raum auftreten
- es gibt einen Unterschied von sozialem Klima auf Konferenzen/Meetings in USA und Europa
- Kritik an schwammigen Begriffen
- "tolle Außenwirkung - aber nicht belastbar"
- es besteht keine Motivation für Uneingeweihte in den Policies ("das sind keine Erklärbär-Policies")
- Es gibt keinen Abschnitt darüber, warum so eine Policy gebraucht wird/wichtig ist
- Kritik an einzelnen Policies oft auf unterschiedliche Vorstellungen zurückzuführen, was eine Policy ist und wofür sie da ist
- 1. Absicherungsklausel
- 2. Erklärung
- 3. Verhaltenskodex
- ggf. Unvereinbarkeit dieser Ansprüche
- Skepsis über die Wirkung von Policies
- wer liest lange Policies? Vielleicht lieber kurze Policies, die gelesen werden
- und zusätzlich gilt Hausrecht
- im AK wurde kein gemeinsamer Text ausgearbeitet
- Es existieren aber genug Beispiele
Einführung einer Policy
- Es könnte (starken) Gegenwind geben
- Begründung, warum man Anti-Harassment will, ist sehr wichtig
- Einwand: Man vermittelt durch Einführen einer Policy nach außen den Eindruck, dass etwas nicht stimmt/dass "man Angst haben sollte"
- Gefühl ist nachvollziehbar, aber sollte kein Grund gegen Maßnahmen sein
- Nichtstun lässt andere definieren, was "richtige Verhaltensweisen sind"
- Schweigen lässt Übergriffe, die sowieso passieren, im Verborgenen
- Moralisierung problematisch, da man Gefahr läuft, dass einem keiner zuhört
- Policy sollte für die Gruppe etwas positives sein, was für die Leute selbstverständlich ist
- Wird Policy einfach so eingeführt, ohne Diskussion, dann fehlt die Bewusstseinsbildung und die Policy hat weniger (keinen?) Effekt
Umgang mit Übergriffen
- Frage nach Verantwortlichkeit: Manchmal hat man keine Kontrolle über sich, es gibt Handlungen im Affekt - wie geht man damit um? Kann man das verhindern?
- Man kann nicht alles verhindern
- Dies sollte aber kein Grund gegen eine Policy sein
- Fehler passieren, aber damit die bewusst werden, muss diskutiert werden
- Man muss mehr tun als (nur) bestrafen
- These: Handlungen passieren nur im Affekt, wenn sie allgemein im Bereich des möglichen liegen.
- auch im Affekt kann man sich gegen Handlungen entscheiden, man muss sich nur ändern wollen, man kann an sich arbeiten
- Manches als Tabu ist tief verankert (z.B. Gewalt), das verhindert viele Konflikte/Übergriffe,
- Bewusstsein verringert Übergriffe
- Jeder hat sich schon mal grenzüberschreitend verhalten
- Erklärungen suchen statt aggressiv zu reagieren. Persönliches Gespräch ist dafür sinnvoll
- Falsch: Missionierung ohne Begründung, denn wichtig ist gutes Auskommen miteinander
Prozess
- Was muss eine Fachschaft alles für sich definieren, um einen Prozess zum Umgang mit Übergriffen einzuführen?
- Geheimhaltung: Wann wird wer über eine Beschwerde informiert, wann wird mit wem diskutiert?
- Vorschlag: Beschwerde -> Vertrauensteam (ohne Person gegen die die Beschwerde gerichtet ist) tauscht sich aus -> Besagte Person wird informiert/befragt, Konsequenzen werden mit ihr ausgehandelt soweit möglich -> Fachschaft wird darüber informiert (und ggf noch einmal diskutiert?)
- zeitaufwändiger Prozess
- Möglich, sich Hilfe zu holen (z.B. psychologische Studienberatung)
- Auch weiterverweisen kann (Teil der) Lösung sein und Hemmschwelle für Betroffene senken
- Fall sollte nicht unbedingt komplett dorthin abgeschoben werden
- Vertrauenspersonen müssen sich in der Uni auskennen (Beratungsstellen, Frauenbeauftragte usw kennen)
- in manchen Fällen wegen persönlicher Details keine Gruppendiskussion möglich, dann in kleinerer Gruppe klären und Fachschaft nur abstrakter informieren
- Wichtig: Keine Gespräche über eine Person, sondern mit der betroffenen Person, Lästern vorbeugen
- Anti-Harassment von persönlcihen Sympathien trennen
- keine Moralpredigten halten, es geht nicht darum "dass jemand ein schlechter Mensch ist", sondern wie man als Fachschaft auf etwas reagiert und sich den Betroffenen und den Studierenden gegenüber darstellt
- dadurch, dass man jemanden für Fehlverhalten fertigmacht, lernt derjenige nicht
- Trennung von persönlicher Sympathie fällt manchmal schwer
Sensibilisierung
- Dialoge werden schwer zwischen weniger sensibilisierten Leuten und Leuten, die schon sehr lange/sehr tief in der Materie stecken
- Vermittler*innen werden evtl. gebraucht, die erklären ("Erklärbären"?)
- Es ist schwer, Vorurteile und Einstellungen aufzubrechen
- -> Sensibilisieren
- Wer sehr sensibilisiert ist, hält manche Verhaltensweisen für selbstverständlich
- Übersensibilisierung kann gut sein, weil dann nichts heruntergespielt wird. Man wird aufmerksamer
- Anekdote über Erfahrung mit "sehr empfindlichem" Menschen, dessen Beschwerde viel Raum einnahm
- Bewertung "empfindlich" wird als abwertend empfunden
- Was ist das richtige Verhalten in so einer Situation?
- Situation verständnisvoll klären, eventuell durch Dritte/Mediator*in
- Was ist, wenn es zwei Parteien gibt, die sich nicht auf Grenzen einigen können, weil sich beide miteinander unwohl fühlen?
- Aussprache, erklären, entschuldigen, Verständnis schaffen
- beiden klarmachen, dass ihr Problem akzeptiert und gehört wird (Empathie)
Prävention / Schulung
- Es gab Vorfälle in Erstieinführungsveranstaltungen
- Genereller Tip: Brenzlige Situationen vermeiden (Trinkspiele, Ausziehen...)
- Oft werden Tutor*innen, die diese durchführen, vorher geschult - Wie kann das Thema Anti-Harassment in solchen Schulungen eingebracht werden?
- Aufklärung im freundlichen Tonfall wichtig für Bewusstseinsbildung
- Randthema in der E-Woche-Vorbereitung
- Problem: Man will ihnen viel studienspezifisches beibringen (wie sieht der Campus aus, wie funktioniert der Studienplan...), Anti-Harassment ist aber eher allgemein Verhaltensthema und weniger spezifisch
- Aber Gruppendynamik ist oft auch Thema, was auch allgemeiner/"soziales Thema" ist
- Anti-Harassment als Thema oft zeitaufwändig
- Vorbildeffekt, positives Verhalten/Einstellung der Tutor*innen färbt auf die Erstis ab
- Können Tutor*innen dann ihren Erstis Anti-Harassment-Inhalte vermitteln? Tenor im AK: Eher nicht
- Aber: sie können Gruppen lenken, auch über Kleinigkeiten, und die Anzahl der Vorfälle zwischen Tutor*innen und Erstis könnte vermindert werden
- Schulungen für Möglichkeiten, an wen sich Tutor*innen wenden können
- Aussortierung bei Schulungen möglich: Wenn Tutor*in sich in Anti-Harassment-Thema komplett uneinsichtig zeigt, persönliches Gespräch suchen, im Notfall (übergriffig geworden o.ä.) ausschließen/auf Blacklist setzen
Vertrauenspersonen
- verschiedene Vertrauensperson-Modelle wurden vorgestellt: fachschaftsintern (z.B. CAU Kiel) vs. für gesamte Studierendenschaft (TH Nürnberg)
- Vertrauenspersonen/Ansprechpartner*innen finden: Wen? Prozess innerhalb der Fachschaft?
- Diskussion in AG-Sitzungen - Austausch bis in die Fachschafssitzungen
- Leute aus AG melden sich, erweiterter Kreis der Fachschaft (alle Aktiven) sprechen ihnen das Vertrauen aus
- sind dann als "Vertrauenspersonen der Fachschaft" ausgeschrieben
- es wird als gut empfunden, wenn mindestens eine der Personen weiblich ist
- Grund: ggf. niedrigere Hemmschwelle
- einige Studentinnen fühlen sich möglicherweise unwohl, einem Mann von Problem zu erzählen, egal wie einfühlsam er ist
- z.B. eine Person männlich, eine weiblich
- Wurden bisher vermehrt Frauen als Vertrauensperson angesprochen?
- Können die anwesenden nicht beurteilen
- Diskussion in AG-Sitzungen - Austausch bis in die Fachschafssitzungen
- Was, wenn ein Konflikt mit (bzw eine Beschwerde über) eine Vertrauensperson passiert?
- Erfahrungsgemäß bisher vor allem Probleme mit Prüfungsangst, familiäre Probleme o.ä, weniger Konflikte zwischen zwei Personen
- Vertrauenspersonen einzelne Adressen geben/veröffentlichen, damit sie einzeln/direkt angeschrieben werden können, und nicht nur "Mail an alle Vertrauenspersonen" geht
- idealerweise kümmert sich dann eine andere Vertrauensperson um die Sache