KIF485:Für die Quote in der Informatik!

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Für mehr Quote in der Informatik?![Bearbeiten]

Nachdem wir bei der Vorstandssitzung des Fakultätentags Informatik über die Geschlechterverteilung in der Informatik und vor allem an Universitäten sprachen, haben wir uns zusammengesetzt und uns Gedanken dazu gemacht woher diese ungleichmäßige Verteilung kommt. Die Statistiken von verschiedenen Universitäten haben uns nun gezeigt, dass dieser Eindruck der ungleichmäßigen Verteilung nicht nur unser Eindruck sondern Tatsache ist. Die grundsätzliche Frage ist nun: Wie kommt das und was können wir dagegen tun.
Wir wollen mit euch gerne diesem Problem näher auf den Grund gehen und Lösungsvorschläge mit euch erarbeiten, die wir dann in einer oder mehreren Resolutionen auf der KIF verabschieden und mit denen wir in die Plenarversammlung des Fakultätentags Informatik gehen können.

Es werden Zahlen vorgestellt (Bachelor-Studiengänge):

  • Magdeburg (Volluni Osten)
    • Frauenquote: ca. 20%
  • TU Chemnitz
    • Frauenquote: ca. 17%
  • Kiel (Volluni West)
    • Frauenquote: ca. 15%
  • Hannover
    • Frauenquote: 13%
  • Köln (Volluni West)
    • Wirtschaftsinfo ca. 20%
  • Karlsruhe (KIT)
    • Frauenquote: ca. 15-20%
  • Hochschule Mannheim
    • Frauenquote: ca. 20% (28% Absolventinnen)
  • Paderborn
    • Fakultät (ET,Info, Mathe) ca. 27% (so "hoch" vor allem durch Mathe)
    • Informatik B.Sc. 13,4%, M.Sc. 21,4%
  • Darmstadt (TU)
    • Bachelor: 18%
    • Master: 20%
  • Göttingen
    • Frauenquote: zwischen 15 und 30% je nach Fächerkombination (2-Fach Bachelor)
    • Frauenquote: aktuell 16,3% (Angewandte Informatik) -- langsam monoton steigend
    • Fakultät: knapp unter 20%
    • im Master höher als im Bachelor (aktuell 22,1%)
  • Tübingen
    • Frauenquote: ca. 25%
    • Bachelor mehr als Master
  • Dortmund (TU)
    • gestiegen (Zahlen nicht bekannt)
  • Ulm
    • Informatik-SG: 18% (wobei Master besser als Bachelor)
  • Kaiserslautern
    • Bachelor knapp 10%
    • Master ist besser - 11%
  • Marburg
    • (Zahlen nicht bekannt)
  • München (LMU)
    • über 30%, wobei die Medieninformatik das hochzieht
  • Bielefeld
    • Technische Fakultät ca. 30%
    • Bioinformatik, Molekulare Biotechnologie 50%
    • Informatik (KF) 14%
    • Informatik (NF) 21%
  • Stuttgart
    • Insgesamt 10-20%
  • Kurze Diskussion: könnten auch zu viele Männer anfangen? (fangen aus falschen Gründen an)
  • Fragestellung: Woher kommt es, dass weniger nicht-männliche Personen anfangen Informatik zu studieren?
    • Selbstüberschätzung!

=> Im Ausland ist das nicht so extrem, wie in Deutschland! Der Anteil der Frauen unter den Bildungsausländer:innen ist höher als unter den Deutschen.

Fachliches Interesse[Bearbeiten]

  • Fokusierung durch das Elternhaus: Mädchen sollen mit Puppen spielen -> Selbsterfüllend
  • Im Anwendungskontext Medizin war das Interesse bei Schülerinnen (Anteil Wahlpflichtfach) deutlich höher
  • Vermutung: Gesellschaftlich eher weiblich konnotierter Kontext sorgt für mehr Interesse
  • Sonst eher üblich: Anwendungsbezug Gaming
  • Informatik oft erst später in der Schule als neues Fach -> abhängig vom Land
  • Informatik als die große unbekannte, Mädchen nehmen lieber etwas, was sie schon kennen
  • in der Mittelstufe große Vorurteile
  • Angst vor den Anforderungen
  • Gesunde Selbstüberschätzung der Mädchen fehlt
    • überhaupt die Einschätzung von einem Selbst fehlt, was die eigenen Fähigkeiten angeht
  • Auch in Realschule technische Fachrichtung hauptsächlich männlich geprägt
    • kommt aus dem Elternhaus und der Gesellschaft
  • Informatiklehrer sind meistens männlich
  • "Jungsfächer" vs "Mädchenfächer"
    • Bioinformatik
    • Medieninformatik
    • Medizintechnik
  • "Mädchen können kein Mathe" wird oft propagiert
  • Interesse bildet sich erst später
    • Wird auch aus der Gesellschaft gesteuert?
    • In einzelnen Bundesländern gibt es Initiativen zur Förderung (zB Handwerkskampange aus BaWü)
    • Wechsel in die Informatik rein kommt häufiger bei Frauen als direkt in die Informatik rein zu gehen
  • Überlegung, ob Informatik angefangen wird, wird sehr bewusst und lange überlegt getroffen

Übergang Schule Studium[Bearbeiten]

  • "Jungsfächer" vs "Mädchenfächer" zieht sich in die Studienwahl durch (inklusive Beruf)
  • früher war der Unterschied nicht so groß
  • Aktuell ist die Quote in Göttingen(?) steigend
  • Vermutung: Info in der Schule wird besser
  • Angebote wie Girlsday werden häufig von männlichen Personen durchgeführt, was abschreckend sein könnte
  • Kurze Diskussion: wie gut funktioniert ein Girlsday?
  • "Nerdimage"
  • Angebote für Mädchen und gemischte Gruppen/Jungen dürfen nicht unterschiedlich sein
  • Workshops in Schulen sollten nicht die Wahl lassen, ob ein "typisch männliches Angebot" oder ein "typisches weibliches Angebot" genutzt wird
  • Gutes Beispiel aus Dortmund
  • Guter Approache: Im Studium sitzen coole Menschen, mit denen ich mich gerne unterhalte und wo ich ich selbst sein kann.
  • Beispiel an der Industrie nehmen und Hands-on-Beispiele zeigen
  • Wichtig: Vorurteile und Diskriminierung in Workshops an Schulen/im schulischen Kontext Outcallen!
  • Angebote nur für Mädchen grade bei den jüngeren Mädchen nicht so eine gute Idee, weil diese noch nicht von den Vorurteilen betroffen waren
    • Besser: Gemischte Angebote nutzen und die möglichst Stereotypen frei machen
  • Best practise:
    • Nicht nur nicht männlichen Personen das Thema aufdrücken
    • Gesunde Mischung aller Geschlechter zeigen
    • unerreichbar wirkende Vorbilder helfen nicht
    • Teilnehmde sollen sich ernst genommen fühlen
    • keinen Bias einreden, der noch gar nicht existiert
    • Zeigen, was Informatik ist
    • Zielgruppe muss richtig gewählt sein. (Workshops nur für Leute, die da eh schon drin sind helfen nichts)
    • -> Sensibilisierung für Themen die auch nicht männliche Personen anspricht ohne Klischees darzustellen

Studienbedingungen[Bearbeiten]

  • im Bereich Umgang Studierende untereinander gibt's sehr wenig
  • Möglichkeit: Mentorensystem, Vertrauenspersonen, Netzwerke (initiiert über Veranstaltungen wie Cafés etc.)
  • Studentinnen-Lerngruppe
    • Lieber Sexismus Outcallen?
    • nicht als Verpflichtung (ist eine schlechte Idee) - als zusätzliches Angebot ist hilfreich und Schutzräume schaffen (es ist nicht die Verantwortung der Frauen, Sexismus outzucallen)
    • Es sollen/können Positive Erfahrungen geschaffen werden
  • Unausgewogenes Geschlechterverhältnis sorgt für überproportional viele "Anmachen" Richtung Frauen
  • Beschwerdestrukturen funktionieren selbst wenn vorhanden nicht
  • Auch bei Lehrenden ist das noch nicht gut
    • nicht nur Profs, auch Tutor*innen
    • sexistisches Verhalten in Vorlesungen oder Übungen sind ein großes Problem
  • es gibt weniger wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen als Mitarbeiter -> bestärkt das Problem
    • Professorinnen haben mehr weibliche Promovierende, die mehr Frauen in Abschlussarbeiten betreuen
  • Übergang Bachelor-Master: Interne Wechsel anschauen!
    • Master häufig viele Internationale Studis, die haben einen höheren Frauenanteil => korreliert
  • Gendern in Veranstaltungen und in Übungszetteln ist sehr positiv
  • Gleichstellungsbeauftragte/Frauenbeauftragte/Anti-Diskriminierungsstellen/Beschwerdestellen (vor allem auf dezentraler Ebene!) bekannter machen und klar machen, wofür die da sind und zeigen, dass die helfen
    • Kommunizieren von solchen Stellen (wie können die erreicht werden usw.)
    • die Stellen mit entsprechenden Kompetenzen und Befugnissen ausstatten
    • nicht von einzelnen Personen machen lassen, sondern mit einem Team
    • möglichst niederschwellige Angebote machen
  • Beispiele in der Lehre können auch problematisch sein ("Frauen brauchen Datenbanken für ihre Schuhe und Männer für ihre Computerspiele.", Beispiele aus einem Fach, wenn die Vorlesung für ein anderes Fach gemacht wird) -> Framing durch weiblich konotierte Themen erhöht den Frauenanteil (aus der Schule)

Übergang Studium Promotion[Bearbeiten]

  • Ist es ein allgemeines (Informatikunabhängiges) Problem? -> Ja
  • Was kann einen davon abhalten?
  • einstellungsverhältnisse zu unsicher
  • kann zu psychologischen druck führen
  • Leuten wird gesagt, dass sie sich auf Familiengründung fokussieren könnten/sollen, anstelle eine Karriere anzufangen
  • Studienbedingungen könnten sich auf die Entscheidung zu promovieren auswirken
  • Allgemeine Frauenrate von Promovierenden
  • Naturwissenschaft -> 42%
  • bei mathe geht es runter auf 20,6% in der habilitation
  • Ingenieurwissenschaft -> 18%
  • in einigen Fachbrereichen sehr wenige anwesende nicht männliche Professor*innen

Paper zum Thema[Bearbeiten]

[1] Das Studium der Informatik: Studiensituation von Studentinnen und Studenten (1999) - auch die hier zitierten Paper haben hohe relevanz! (und sind ein bisschen sad)
[2] Zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Informatik (1993)
[3] Informatik: Geschlechteraspekte einer technischen Disziplin (2008) - auch die hier zitierten Paper haben hohe relevanz! (und sind ein bisschen sad)
[4] Frauen als Teil der Informatik (2018) - auch die hier zitierten Paper haben hohe relevanz! (und sind ein bisschen sad) [Bachelorarbeit]
[5] Regelhafte Studienangebote für Frauen in einem koedukativen Universitätsstudiengang Informatik (1999)

Die Paper kommen alle zu einem sehr ähnlichen Ergebnis: Frauen fühlen sich in den Informatikstudiengängen unwohl. Sie versuchen zwar ihre Identität, über das Geschlecht, zu verneinen, werden aber von männlichen Kommilitonen darauf reduziert. Da sie sich in der Kindheit und Jugend nicht mit Technik befasst haben, anders als ihre männlichen Kommilitonen, treffen sie im Studium auf Männer, die im Studium und in der Freizeit viel mit Computern machen. Daraus entsteht eine Erwartungshaltung an sich selbst. Sie möchten gerne dazu gehören, was ihnen aber schwer fällt. Auch das von den Medien und einer kleinen Gruppe im Studium propagierte Bild von Informatiker:innen als Hacker baut Druck auf die Frauen auf. Sie betrachten sich selbst und sehen, dass sie den Erwartungen nicht entsprechen und entwickeln daher große Selbstzweifel.

Die Paper schlagen alle ähnlich Maßnahmen vor: Eine Veränderung des Berufsbildes der Informatiker:innen. Es sollte sträker herausgehoben werden, welche Fähigkeiten und Kompetenzen im späteren Berufsleben gebraucht werden. Diese sollten auch im Studium stärker in den Fokus genommen werden. Es handelt sich hier um weiblich konotierte Fähigkeiten - wie Kommunikations- und Sozialkompetenzen. Diese sind in der Arbeit der Informatiker:innen, beispielsweise im Bereich der Software-Entwicklung sehr wichtig. Weiterhin sollten die Curricula angepasst werden. Der Bereich der Geschlechterforschung sollte mehr in den Fokus rücken, ebenso die Erkenntnisse aus diesem Bereich. Das bezieht sich u.a. auf die Wahl von Beispielen in Vorlesungen, die angemessen gewählt sein sollten. Des Weiteren werden Schutzräume für Frauen dann als sinnvoll erachtet, wenn sie ein zusätzliches Angebot sind und dafür keine anderen Räume verdrängt werden. Als weiteren Vorschlag gibt es Frauenstudiengänge, die dabei auch an gemischten Vorlesungen teilnehmen, aber auch eigene Vorlesungen haben. Das wird als Möglichkeit des Schutzraumes gesehen. Insgesamt sehen die Paper alle die Hochschulen in der Verantwortung ein Umfeld für Frauen zu schaffen, in denen es ihnen möglich ist gut zu studieren.



Resolutionsentwurf[Bearbeiten]

Die 49,0. Konferenz der Informatikfachschaften fordert die Hochschulen, die Schulen, die Politik, die Studierenden und die Studierendenvertretungen auf, folgende Maßnahmen zu ergreifen, um die Anteile der nicht-cis-männlichen Studierenden im Informatik-Studium zu erhöhen.

Forderungen:[Bearbeiten]

Fachliches Interesse fördern[Bearbeiten]

Von Anfang an werden aktuell Kinder durch die Eltern und die Schule in zwei Richtungen gedrängt - die Jungen bekommen ein Auto und die Mädchen eine Puppe. Daraus resultieren zwei Probleme:

  • Jungen werden viel stärker in technische Richtung sozialisiert, während Mädchen mehr in die soziale Richtung gesteuert werden - daher wird bei Mädchen weniger das grundsätzliche Interesse an Technik gefördert [4].
  • Durch die Beschäftigung mit Technik von Kindesbeinen an haben Jungen im Studium einen gefühlten Vorsprung gegenüber den Mädchen. Im Studium entsteht dann bei nicht-cis-männlichen Personen eine Erwartungshaltung, ein bestimmtes Bild erreichen zu müssen, dies aber nicht zu können [1].

Die Schule, allen voran die Lehrkräfte haben hier einen großen Einfluss. Daher muss der Aspekt des Lehramtes und der Schulen in folgende Richtungen überarbeitet werden:

  1. Um das Interesse für die Informatik bei allen Kindern gleichermaßen und von klein auf zu wecken, muss Informatik im Sinne der Charta Digitale Bildung frühzeitig und an allen Schularten ein Pflichtfach sein. Die Kapazitäten für die Informatik-Lehramtsstudiengänge müssen daher deutlich ausgebaut werden.
  2. Die Aspekte von Selbstreflexion, Antidiskriminierung und Umgang mit Diskriminierung in einer Lehrenden-Situation müssen Teil des Studiums sein.
  3. Lehrkräfte haben verpflichtend an Fortbildungen zu den oben genannten Themen teilzunehmen, wobei in diesen neue Erkenntnisse der Forschung und gesellschaftliche Entwicklungen abgebildet werden müssen.
  4. Lehrkräfte müssen sowohl im Studium als auch durch Fortbildungen befähigt sein, diskriminierendes Verhalten bei sich selbst und in der Klasse zu erkennen und zu unterbinden.

Gesellschaft und Medien sind in diesem Kontext auch in der Verantwortung. Die Darstellung der Informatik und die Reproduktion bestehender Vorurteile in den Medien und durch die Gesellschaft verstärken das Problem der Männerdominanz in der Informatik [4]. Hier muss ein Kulturwandel geschehen.

  1. Auf Stereotype-Darstellung von Informatiker*innen als Hacker oder unsoziale Nerds muss verzichtet werden.
  2. Es müssen mehr und realistischere Rollenvorbilder für nicht-cis-männliche Personen in der Öffentlichkeit sichtbar sein.
  3. Das Interesse von Kindern an Technik muss von Anfang an und völlig unabhängig vom Geschlecht gefördert werden. Dabei sollen gezielt nicht-cis-männliche Kinder zu naturwissenschaftlichen Beschäftigungen ermutigt werden.

Übergang Schule Studium[Bearbeiten]

Die Stereotypen, die während der Schulzeit verinnerlicht wurden, spielen bei der Wahl der Berufsausbildung und des Studiums eine große Rolle. Auf der Seite der Hochschulen muss diesen Stereotypen bewusst entgegengetreten werden.

  1. Geschlechtsunabhängige Studienberatung mit Bewusstsein für unterschiedliche Sozialisierungen

Studienberatungsstellen sind oft ein ausschlaggebender Faktor in der Studienwahl. Schüler*innen sollen allgemein unabhängig von ihrem Geschlecht beraten werden. Hinsichtlich des Einflusses von Sozialisierung auf die Interessenbildung von nicht-cis-männlichen Personen, muss die Beratung auf den Abbau von falschen Vorstellungen und Stereotypen hinwirken. Für Studienberatungen muss es regelmäßige Schulungen geben, welche sich unter Anderem gezielt mit dem Thema Gender-Bias befassen.

  1. Informationsangebote, Kennenlerntage und Workshops für Studieninteressierte müssen zielgruppenorientiert und diskriminierungsfrei gestaltet sein

Angebote von Hochschulen, ob sie sich an gemischte Gruppen oder an ein geschlechtsspezifisches Publikum richten, müssen zu allererst die Informatik so darstellen, wie sie ist. Es ist zudem wichtig, dass die Angebote keine Stereotypen reproduzieren oder auf geschlechterbezogenen Annahmen basieren. Angebote für nicht-cis-männliche Personen sind dabei ein Zusatz zu den bestehenden Angeboten und als solche sehr wichtig [2]. In der Untersuchung von Schinzel et al [1] wird klar, dass die Motivation von Frauen stärker durch den Wunsch in einem bestimmten Bereich zu arbeiten getrieben wird. Daher sollten die Informationsangebote, wie in der Untersuchung vorgeschlagen, stärker die möglichen Arbeitsbereiche in den Blick nehmen.

  1. Best-Practice Beispiele anderer Hochschulen nutzen

Viele Hochschulen haben Programme etabliert, um Studierende zu gewinnen. Auch Programme, die sich gezielt an nicht-cis-männliche Studieninteressierte richten und damit erfolgreich sind, gibt es an vielen Hochschulen. Hochschulen müssen sich untereinander austauschen und von den Erfahrungen anderer Hochschulen profitieren.[3,5] Als ein mögliches Beispiel für ein Best Practice ist die Informatik-Schnupperuni der TU Dortmund zu nennen. Wichtig ist hier bei auch, dass kleinere Hochschulen mit großen Hochschulen oder anderen kleinen Hochschulen in ihrer Umgebung kooperieren, um solche Programme anbieten zu können.

  1. Diversität angemessen darstellen und nicht alleine den Frauen überlassen

Die Darstellung der Informatikstudiengänge müssen in Informationsmaterialien und in Informationsveranstaltungen divers und realistisch sein. Dabei ist es nicht alleine die Aufgabe von Frauen, nicht-cis-männliche Personen für das Informatikstudium zu begeistern. Es ist wichtig, dass die Studieninteressierten nicht unrealistische Rollenbilder, sondern realistische / die Studierendenschaft repräsentierende Studierende sehen und sich mit ihnen unterhalten können.

Studienbedingungen[Bearbeiten]

Die Studienbedingungen sind ein weiterer Punkt an dem viele nicht-cis-männlichen Personen verloren gehen. Die Politik, Hochschulen, Studierendenvertretungen und die Studierenden selbst haben die Verantwortung Studienbedingungen zu schaffen, die einen Abbruch aus nicht-fachlichen Gründen verhindern.
Untersuchungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass Frauen im Studium mit sich selbst und ihrer Eignung zum Studium hadern[1,2,3]. Alle drei Untersuchungen haben als Handlungsbedarf identifiziert, dass Frauen durch die Hochschulen darin gefördert werden müssen, mehr Sicherheit im Bezug auf ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln [1]. Wir sehen diesen Handlungsbedarf ebenfalls bei anderen nicht-cis-männlichen Personen.
Insgesamt sehen vergangene Studien und Untersuchungen vor allem die Hochschulen in der Verantwortung, ein Umfeld zu schaffen, in dem es für nicht-cis-männliche Personen angenehm ist, Informatik zu studieren.

Daher stellen wir an die Hochschulen, die Professor*innen, die Studierenden und die Studierendenvertretungen folgende Forderungen:

  1. Lehrende - Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende und studentische Tutor*innen - müssen Antidiskriminierungsschulungen bekommen.
  2. Wenn es zu Vorfällen kommt, in denen sich Mitglieder und Angehörige von Hochschulen sexistisch, sexualisiert, rassistisch und/oder LGBTIQ*-feindlich verhalten, müssen die Hochschule, die Studierendenvertretungen und die einzelnen Studierenden konsequent durchgreifen.
  3. Wenn es im Kontext von Veranstaltungen von Studierendendenvertretungen zu Übergriffen kommt, müssen die Studierendenvertretungen deutlich gegen die Täter*innen durchgreifen. Aus solchen Veranstaltungen sind Awareness-Strukturen zu schaffen.
  4. Die Gleichstellungsarbeit in der Informatik darf nicht alleine auf die wenigen vorhandenen Frauen ausgelagert werden. Dadurch entsteht wieder eine Ungleichbehandlung, denn die wenigen Frauen haben somit signifikant mehr Arbeit und müssen viel Zeit aufwenden, die ihnen im Studium, in der Lehre und der Forschung fehlen.
  5. In allen Landeshochschulgesetzen müssen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsbeauftragte und -stellen etabliert werden. Diese müssen hochschulintern und hochschulübergereifend vernetzt werden.
  6. Die Antidiskriminierungs- sowie Gleichstellungstellen der Hochschulen müssen mit angemessenen Mitteln ausgestattet werden. Dies bezieht sich auf die finanziellen, personellen und sachlichen Ressourcen, aber auch auf die Kompetenzen und Befugnisse. Die Stellen müssen in der Studierendenschaft und an der gesamten Hochschule bekannt gemacht werden. Sie müssen niederschwellige Angebote haben und leicht erreichbar sein.
  7. Es muss feste Beschwerdestrukturen für alle Mitglieder und Angehörige der Hochschule geben. Dabei muss es vielfältige und gut zu erreichende Anlaufstellen für die Studierenden, sowie anderen Mitgliedern der Hochschule geben. Das Verfahren muss für die Beschwerdeführenden transparent und leicht verständlich sein.
  8. Frauenförderungsprogramme dürfen sich nicht auf Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschränken, wobei diese Unterstützung dennoch wichtig ist und weiterhin ausgebaut werden muss. Es ist zu beachten, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium auch für Männer sichergestellt werden muss.
  9. Die Hochschulen müssen ein Gleichstellungskonzept haben, welches den derzeitigen Zustand, den angezielten Zustand und die Maßnahmen, die zum erreichen des angezielten Zustand notwendig sind, enthalten müssen. Das Gleichstellungskonzept muss dabei regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden, unter Nutzung von PDCA-Zyklen (Plan-Do-Check-Act). Die Gleichstellungskonzepte müssen Maßnahmen enthalten, um den Anteil der nicht-cis-männlichen Personen in allen Statusgruppen zu erhöhen.
  10. Die Maßnahmen der Gleichstellungskonzepte müssen auch auf der Ebene der Studiengänge umgesetzt werden. Dies bezieht sich auf die Gewinnung von nicht-cis-männlichen Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Professor*innen. Die Umsetzung muss zudem in den Studienplänen und Lehrveranstaltungen gegeben sein.
  11. In den Studienplänen und Lehrveranstaltungen müssen die Geschlechterforschung der Informatik und auch die Erkenntnisse der Geschlechterforschung der Informatik Einzug finden [3].
  12. Es muss eine genderreflektierende Sprache in Vorlesungen und Lern- und Lehrmaterialien verwendet werden. Außerdem müssen adäquate Beispiele gewählt werden, welche Diversität repräsentieren und dabei keine Stereotype verstärken und niemanden diskriminieren.
  13. Hochschulen müssen bürokratiearme Möglichkeiten für Namenswechsel und Änderung des Geschlechtseintrag im Campusmanagementsystem schaffen. Abschlusszeugnisse und andere Dokumente der Hochschschule müssen Geschlechtsneutral ausgestellt werden.
  14. Die Hochschulen müssen Vernetzungs- und Empowermentsstrukturen für nicht-cis-männliche Mitglieder und Angehörige schaffen. Mindestens müssen Mentoring-Programme zur Stärkung von Kontakt und Austausch zwischen nicht-cis-männlichen Personen geschaffen werden, welche gut beworben und in den Studienalltag integriert sind. Neben diesem Mentoring-Programm zur Unterstützung der nicht-cis-männlichen Studierenden müssen auch weitere Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen werden, wie beispielsweise Vernetzungs-Cafés oder dedizierte Lerngruppen.
  15. Hochschulen müssen angemessene Save Spaces für nicht-cis-männliche Mitglieder und Angehörige schaffen, die zusätzlich zu den normalen Räumen existieren. Dies ist eine Möglichkeit sich in einem geschützten Raum auszutauschen und so eine weitere Möglichkeit des Empowerments.

Quellen[Bearbeiten]

[1] Das Studium der Informatik: Studiensituation von Studentinnen und Studenten (1999)
[2] Zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Informatik (1993)
[3] Informatik: Geschlechteraspekte einer technischen Disziplin (2008)
[4] Frauen als Teil der Informatik (2018)
[5] Regelhafte Studienangebote für Frauen in einem koedukativen Universitätsstudiengang Informatik (1999)



Übergang Studium Promotion[Bearbeiten]

Übergreifend[Bearbeiten]

  • Empowermentprogramme
  • Mentoringprogramme
  • Netzwerke schaffen

Was wollen wir fordern?[Bearbeiten]

  • [x] Empowermentprogramme sind wichtig, sollten flächendeckend existieren und sinnvoll gestaltet sein (Alles, was Nana gesagt hat)
  • [x] Stärkere Vernetzung der Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsstellen innerhalb der Hochschule
  • [x] Verzichten auf sexistische, rassistische und lgbtqi-feindliche Beispiele in Veranstaltungen
  • [x] Bürokratiearme Möglichkeit des Namenswechsels und Änderung des Geschlechtseintrags im Campusmanagementsystem
  • [x] Geschlechtsneutrale Ausstellung von Abschlusszeugnissen
  • [x] Schaffen von Awareness-Sturkturen auf Veranstaltungen von Fachschaften und Studierendenschaften; Deutliches und Konsequentes Durchgreifen von Fachschaften und Studierendenschaften bei übergriffigem oder unangemessenem Verhalten im Kontext von Veranstaltungen von Fachschaften und Studierendenschaften sowie im studentischen Alltag
  • [ ] ~~Sicherere Einstellungsverhältnisse für Promotionsstudierende~~

Es wurde auch darum gebeten, darauf zu achten, trans männliche Personen in den Formulierungen der Reso mit einzuschließen (da diese ebenfalls von der Förderung profitieren), also "nicht-männliche Personen" als nicht ausreichend zu betrachten



Fehlende Inhalte

  • [x] Frauenförderungmaßnahmen dürfen sich nicht nur auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschränken
  • [ ] ...

* [x] Gleichstellungsarbeit darf nicht nur auf die ohnehin schon wenigen Frauen in der Wissenschaft abgewält werden -> macht wiss. Karriere noch unattraktiver

  • [x] Etablierung einer Gleichstellungsstelle und eine Antidiskriminierungsstelle in allen Hochschulgesetzen (keine Frauenbeauftragte!)

Fehlende Inhalte:

  • [x] Verwendung von genderreflektierender Sprache bei Lern- und Lehrmaterialien, sowie in den Veranstaltungen
  • [x] adäquate und diverse Beispiele in der Lehre wählen
  • [x] Bewerbung und Bekanntmachung von Ansprechpartner*innen für Gleichstellung und Antidiskriminierung
  • [x] Save Spaces
  • [x] Lehramtstudium studierbarer machen und Lehramtsstudierenden (+Lehrende?) Antidiskriminierungskompetenzen näher zu bringen, um Diskriminierung bereits in Schulen zu mindern
  • [x] Informatik früher Pflichtfach (möglichst Flächendeckend an allen Schularten)
  • [x] Informatikstudiengänge divers, aber realistisch in der Repräsentation bewerben
  • [x] Schüler:innen sollen unabhängig vom Geschlecht alle Studiengänge in Studienberatungen vorgelegt werden
  • [x] Tandem-Programm zwischen nicht-cis-männlichen Studierenden und nicht-cis-männlichen Schüler:innen
  • [x] Schulungen mit Antidiskriminierungskompetenzen für Professor:innen, Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und studentische Tutor:innen
  • [x] ausreichende und angemessene sächliche, räumliche, finanzielle und personelle Ausstattung von Gleichstellungsbüros und Gleichstellungsbeauftragten, um im studentischen Alltag Awareness-Strukturen aufzubauen und zu ermöglichen
  • [x] Angemessene und sinnvolle Gleichstellungskonzepte auf der Ebene der gesamten Hochschule, die in den Studiengängen umgesetzt werden
  • [x] Mentoring Programm zwischen nicht-cis-männlichen Studierenden, welches gut beworben und in den Studienalltag integriert wird
  • [x] Netzwerk-Möglichkeiten für nicht-cis-männliche Studierende schaffen (zB Vernetzungs-Café oder dedizierte Lerngruppen)
  • [x] Konsequentes Durchgreifen durch die Hochschule und die Studierendenschaft bei sexuellen, rassistischen und lgbtiq-feindlichen Übrigriffen, ob durch Lehrende oder Studierende
  • [x] Ausbau von Beschwerdestrukturen; Beschwerden ernst nehmen und ernsthaft bearbeiten