KIF395:Offenheit der (Online-) Lernmittel sichern
Aus KIF
Von Andreas am 18. gehalten zusammen mit ca. 15 Kiffels und einigen Komatikern.
Struktur des AKs
- Sammeln von Argumenten, warum wir denken, dass es doof ist, wenn Lernmittel nicht online frei zugänglich sind.
- Vorstellungsrunde der aktuellen Situation bei den anwesenden Fachschaften.
- Sammeln von Argumenten von Gegner des freien Zugangs
- Sowie von Gegenargumenten, um die Argumente der Gegner widerlegen oder abzuschwächen zu können.
- Sammeln von Maßnahmen, die Fachschaften dabei helfen können, das Ziel des möglichst freien Zugangs bei sich zu erreichen.
Ergebnisse des AKs
- Lernmaterialien sind oft frei verfügbar, aber in zunehmendem Maße in geschlossene Systeme verlegt.
- Verbesserungen sind auch graduell möglich: Eine FS-betriebene Plattform, die Lernmaterialien sammelt und zentral zur Verfügung stellt und archiviert, kann selbst wenn sie nur Uni-intern zugänglich ist, eine Verbesserung darstellen (z.B. gegenüber vielen vorlesungsbezogenen Sonderpasswörtern.)
- Dauerhafte Sensibilisierung von Dozenten ist wichtig.
- Die unten genannten möglichen Maßnahmen sollten von allen Fachschaften auf einer der nächsten Sitzungen diskutiert werden, um Änderungen vor Ort erreichen zu können.
- Dies gilt auch für Fachschaften, bei denen es aktuell kein Problem ist, da Maßnahmen wie eine Sensibilisierung für das bewusste Setzen von Lizenzen für Lernmaterialien auch anderen helfen kann.
- Siehe die ersten drei Punkte unten.
Der Weg zum Ziel
Warum finden wir es doof, wenn Materialien nur zugangsgeschützt online sind?
- Weil Studenten Lernmittel von anderen Hochschulen nutzen, um
- durch verschiedene Erklärungen ein besseres Verständnis zu erlangen,
- die erfahrenen Informationen vergleichen zu können,
- sich in (forschungsnahen) Spezialgebieten zu vertiefen, über die es nicht viele Quellen gibt.
- Weil sich Studieninteressierte und -wechsler durch den Einblick in die tatsächlichen Vorlesungsmaterialien ein besseres Bild über die Studieninhalte machen können, was ihre Studienentscheidung positiv beeinflussen kann.
- Weil es für die Wahl von Veranstaltungen für Studenten der selben Hochschule nützlich sein kann, sich im Voraus durch Veranstaltungsmaterialien ein besseres Bild über die Inhalte der Veranstaltung machen zu können.
- Weil es für sauberes wissenschaftliches Arbeiten schlecht ist, wenn in eigenen Ausarbeitungen Quellen referenziert werden, die nicht (mehr) (öffentlich) verfügbar und damit überprüfbar sind.
- Die in öffentlichen Hochschulen erstellen Materialien sind in der Regel öffentlich finanziert und sollten daher auch der Allgemeinheit verfügbar gemacht werden.
- Weil der Zugang zu Lernmitteln auch anonym möglich sein sollte. (Dies ist nicht in allen Systemen gewährleistet; an einer Hochschule ist öffentlich einsehbar, welcher Benutzer welche Dateien heruntergeladen hat.)
- Das Selbststudium von Studenten und anderen Interessierten wird ermöglicht, auch völlig unabhängig von Lehrveranstaltungen.
- Die Archivierung ist oft nicht sichergestellt; in manchen Systemen "verschwinden" die Materialien praktisch in immer tieferen Ebenen und sind nicht mehr sichtbar.
- Weil die Zugangssperren oft dazu führen, dass sie z.B. durch die Weitergabe der Passwörter umgangen werden und somit in weiten Kreisen keinen Nutzen haben, sondern nur den Aufwand erhöhen.
- Weil es beim Hochschulwechsel notwendig sein kann, die Lernmaterialien vorzeigen zu können, damit die Anerkennungen in der neuen Hochschule durchgeführt werden können. (In Brandenburg wäre es sogar "theoretisch" Gesetz, bei den Anerkennungen die Skripte der alten Hochschulen vorzulegen.)
- Weil die individuell unterschiedliche Nutzung der Lernmaterialien erschwert werden kann; z.B. dass sich Studenten Skripte nicht direkt im Kopierladen ausdrucken können oder sogar die Druckfunktion von Skripte abgeschaltet ist. (Das kann für Nicht-Informatiker ein Problem sein, da sie von der Wirksamkeit eines solchen Flags ausgehen könnten.)
Dies alles geht bei eingeschränktem Zugang nicht mehr (in bisherigem) Umfang und stellt unserer Meinung nach daher eine Verschlechterung der Studienbedingungen dar.
Welche Argumente werden gegen freien Zugang vorgebracht
Die Unterpunkte enthalten Gegenargumente.
- Lernmaterialien enthalten urheberrechtlich geschützte Materialien aus dritten Quellen.
- Dozenten wollen wissen, ob die Leute mitarbeiten und wollen daher sehen, wer auf Übungsunterlagen zugreifen.
- Verhältnismäßigkeit, Selbstlernen
- Dozenten wollen die Materialien nicht frei zur Verfügung stellen, damit es andere nicht ungefragt nutzen.
- Finanzierungsargument
- Warum nicht? Ist doch gute Werbung für ihn / den Fachbereich.
- "Dann kommt doch keiner mehr zu meiner Vorlesung."
- Freiheit des Lernens
- Der Effekt tritt oft andersherum ein: Interessierte Studenten, die sich die Materialien zunächst außerhalb der Veranstaltung ansehen, sehen, dass sie interesant ist und geht erst deswegen dorthin. Die von Dozenten vorgetragenen Befürchtungen sind oft unberechtigt.
- "Wenn die Vorlesung gut ist, gehen die Leute trotzdem hin. Keine Sorge."
- "Qualität der Beiträge der Studenten steigt, da diejenigen, die es "nicht so interessiert" es sich online anschauen und CounterStrike dann zu Hause spielen." (Nicht so wörtlich nehmen. :-)
- Dozenten bieten Skripte nur an, weil ich es später noch als Buch veröffentlichen will.
- Dozent will nicht vor anderen (Dozenten, auch an anderen Hochschulen) schlecht darstehen, da sie sehen könnten, dass er gar nicht so gut ist. Sie wollen keine Selbstentblößung.
- "Ihre Lernmaterialien haben Referenzcharakter! :-)"
Welche Aktionen können von Fachschaften zur Verbesserung der Situation ausgehen?
- Dozenten anbieten, die (meist rechtlichen) "Stolpersteine" aus dem Weg zu räumen, um die Materialien veröffentlichen zukönnen.
- Beispiel: Dozent sagt, er könne Folien nicht veröffentlichen, weil er die eingescannten Bilder aus einem Buch nicht verbreiten darf. Lösung: FS bietet an, diese Graphiken unter CC-Lizenz nachzubauen (können auch (aus Studiengebühren finanzierte) Hiwis machen), wenn der Dozent die Materialien dann öffentlich zugänglich macht.
- Studenten (!= aktiver FSler) könnten rein theoretisch einen ((S)FTP-) Server bereitstellen, über den Studenten ihre heruntergeladenen Lehrmaterialien anonym hoch- und herunterladen können. So ein Server könnte mit einem "allgemein bekannten" Passwort gesichert sein. Es müsste sich nur der Betreiber darum kümmern, dass eine gewissen (Verzeichnis-) Struktur eingehalten wird.
- Dies funktionierte an einigen Hochschulen relativ gut.
- Wer will, kann hier Adressen von nicht-zugriffsgeschützten Servern eintragen:
- http://wusel.ironhide.de - für den Zugang wendet euch an Fabian
- <URL eintragen>
- Fachschaften können ein eigenes Portal einrichten, in dem Vorlesungsunterlagen gesammelt und einfach zur Verfügung gestellt werden. Dies kann helfen, bei stark dezentralen Strukturen einen einzigen Anlaufpunkt zu haben, der insgesamt "öffentlicher" sein könnte. (Z.B. dass Materialien, die nur per Kurs-Passwort zugänglich waren, nun Uni-intern zugänglich sind. Rechtliche Fragen müssen natürlich mit allen Veranstaltern abgesprochen werden.)
- Dozenten können darauf hingewiesen werden, wenigstens transparente Authentifikationstechniken wie IP-Sperren zu verwenden, wodurch wenigstens alle Studenten einer Hochschule Zugang ohne zusätzlichen Aufwand haben.
- Angehende und junge Professoren können z.B. mit Hilfe der oben gesammelten Argumente sensibilisiert werden und offener Zugang als Wunsch der Fachschaft kommuniziert werden.
- Bereits in Berufungskommissionen können studentische Vertreter Fragen bezüglich des offenen Zugangs stellen.
- Ebenso können studentische Vertreter, sollten sie keine öffentlich zugänglichen Materialien des Bewerbers mit Lehrerfahrung vorfinden, dies zum Anlass für Kritik nehmen.
- Bereits in Berufungskommissionen können studentische Vertreter Fragen bezüglich des offenen Zugangs stellen.
- Auf Gremiensitzungen auf Fachbereichs- oder Hochschulebene kann immer wieder mal darauf hingewiesen werden, damit es sich "langfristig" in den Köpfen der Professoren festsetzt.
- Preise für gewünschtes Verhalten vergeben; etwa "OpenAccess-Preise" an Dozenten oder das Faktum der freien Verfügbarkeit in vorhandene Lehr-/ Dozentenevaluationen einfließen lassen.
- Aufnahmetechnik anschaffen und Dozenten anbieten, Vorlesungen aufzuzeichnen, ohne dass sie weiteren Aufwand hätten. Bedingung dafür ist, dass die FS die Videos öffentlich anbieten darf.
- Dozenten (immer wieder) dafür sensibilisieren, dass sie eine Lizenz auf den Lernmaterialien angeben sollen, unter der sie stehen sollen. Dadurch setzen sie sich selbst damit auseinander und geben vielleicht auch oft direkt sehr offene (CC-) Lizenzen an.
- Gründe von Dozenten geben lassen, warum sie Lernmaterialien nicht offen online stellen und diese Gründe auf FS-Seite über offene Lernmittel veröffentlichen.
- Dozenten darauf hinweisen, dass ihre Arbeit öffentlich finanziert ist und sie sich verpflichtete fühlen sollten, ihre Arbeitsergebnisse auch öffentlich verfügbar zu machen.
- In Fachbereichs- und Hochschulgremien Beschlüsse oder Empfehlungen verabschieden lassen, welche die Dozenten zu offenem Zugang auffordern.
Aktuelle Situation
Hochschule Regensburg
- Vier verschiedene Systeme zur Bereitstellung von Materialien
- Uni-internes Netzlaufwerk für Übungen
- Webseiten der Plattformen (teilweise geschütz)
- Moodle und Vorgänger
- Studenten wissen nicht generell, wo was liegt
Uni Bonn
- Webseiten der Fachbereiche, ca. 90% der Inhalte sind passwortgeschützt.
- 2 zentrale Lernplattformen: Blackboard (gerade abgeschafft, System war in die USA von Dienstleister ausgelagert), jetzt Ilias, ein OpenSource-System; wird aber nicht großartig in der Information genutzt.
Uni Magdeburg
- Die meisten Materialien sind öffentlich, aber schwierig zu finden (teilweise sind die Links nur für Teilnehmer bekannt)
- Einige stellen nur gekürzte Folien online mit Lückentexten, Studenten müssen in der Vorlesung die Lücken per Hand oder direkt am Notebook nachtragen.
Technische Hochschule Mittelhessen
- Die meisten laden auf Webseiten der Fachbereiche.
- Folien werden oft nur mit Text eingestellt, damit sie veröffentlicht werden können. Geschützte Bilder sind draußen und können nur in der Vorlesung gesehen werden.
- Easter, hauseigene Lernplattform.
Uni Ulm
- Eigene Moodle für mehrere Fachbereiche
- Ilias
- Selbstgebautes System für die Informatiker
- Netzlaufwerke mit Übungen, die nur Uni-intern zugänglich sind
- Alles stark verteilt
- Überwiegend geschlossen
FH Brandenburg
- Großteil geht über Moodle. Nach einem Jahr werden automatisch alle Teilnehmer entfernt und die Materialien auch.
- Über FB-Webseiten, FB-Mailinglisten
TU Darmstadt
- Zwei Moodle-Systeme: Eins für die Informatik (das funktioniert) und eins für die ganze Uni.
- Zentrales (Datenlotsen-) Sysem mit sehr stark eingeschränktem Zugang.
- Über Webseiten der Dozenten, viele frei verfügbar, etliche aber auch geschützt
TU Dresden
- OPAL, wird von der Informatik kaum genutzt. Passwortgeschützer Zugang je Vorlesung
- Auf Webseiten der Dozenten auch meist geschützt über Passwörter
- Moodle wird von einer Professor verwendet aber sonst kaum genutzt.
- Ein Prof veröffentlich keine Skripte, sondern verkauft sie über einen CopyShop.
LMU München
- Informatik
- Skripte meist frei auf den Dozentenseiten öffentlich.
- Allgemeines System der Uni, verwendet aber in der Informatik keiner.
- Abgabesystem über Uniworx bzw. Eliza, das eingereichten Programmcode sofort kompiliert und die Richtigkeit überprüft.
- Mathematik
- Übungsblätter sind frei zugänglich und werden nach Ende der Vorlesung wieder offline geschaltet.
- Studenten TeXen oft mit und stellen das auch (privat) online als Skript, falls der Professor dem zustimmt.
- Zugriff auf Übungsmaterial
Uni Hamburg
- CampusMangemensystem enthält teilweise Materialien, nur für angemeldete Benutzer
- Comsi, geschlossene Plattform
- Über FB-Webseiten, teilweise geschlossen über IP-Sperre