KIF500:Resolutionsentwürfe:Berufungskommissionen
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Resolution: Berufungsverfahren funktionieren lassen
Problemfelder
Die {{KIF50,0)} beobachtet in der Informatik zahlreiche vakante Professuren, lang andauernde Verfahren und einen wissenschaftsschädlichen Wettbewerbsdruck. Deshalb fordert sie die deutschen Universitäten und Informatikfakultäten bzw. -fachbereiche auf, ihre Berufungspolitik zu reflektieren und notwendige Anpassungen vorzunehmen. Folgende Aspekte sollten dabei berücksichtigt werden:
Verbesserung der systematischen Grundlagen in Berufungsprozessen
- Lehre und Lehrprobe müssen einen adäquaten Stellenwert einnehmen.
- Bei allen Verfahren müssen Lehrvorträge abgehalten werden.
- Forschungsvortrag und Lehrvortrag sollen den gleichen Zeitraum eingeräumt bekommen.
- Bei der Bewertung sollen Forschungs- und Lehrleistung vergleichbar berücksichtigt werden.
- Professuren tragen als öffentliche Personen eine besondere Verantwortung. Daraus resultiert, dass zusätzlich zu Leistungen in Forschung und Lehre auch persönliche Faktoren einbezogen werden müssen.
- Innerhalb des (deutschen) Wissenschaftssystems wird seit einigen Jahren die Informatik besonders stark ausgebaut. Um das dafür notwendige Personal zu erlangen, müssen Personen ohne rein akademischen Werdegang z.B. aus der Wirtschaft verstärkt gewonnen werden. Hierbei muss die Lehrbefähigung besonderes Augenmerk erfahren.
- Die Qualifizierung insbesondere der Vorsitzenden von Berufungskommissionen zu Ablauf und Organisation eines Berufungsverfahrens muss sichergestellt sein.
- Bei Fragen zum Berufungsverfahren soll es Ansprechpersonen geben. Studierende müssen die Möglichkeit erhalten, sich an erfahrene Kommiliton:innen (z.B. aus Fakultätsrat oder Senat) wenden zu dürfen.
Ausschreibungsprozess
- Ein solides Fundament in Lehre und Forschung muss gewährleistet werden. Bei der Redenomination von Professuren muss daher berücksichtigt werden, dass das grundständige Lehrangebot gesichert wird.
- In die Diskussion über die strategische Ausrichtung der Fakultäten und Fachbereiche und dabei insbesondere, welche Lehrstühle neu geschaffen werden, müssen Studierende einbezogen werden.
- Es wird angeregt, zusätzliche Professuren breit auszuschreiben, um die besten Köpfe zu gewinnen.
- Die aktuellen Entwicklungen des Fachdiskurses in der Informatik sollen bei Wiederbesetzung von Professuren stärker berücksichtigt werden.
- Alternative Verfahren ermöglichen bei positiver Evaluation einen systeminternen Aufstieg und eine bessere Berücksichtigung alternativer Lebensläufe.
- Tenure Track-Verfahren (W1-W2, W1-W3 sowie W2-W3) erhöhen die Attraktivität einer wissenschaftlichen Karriere und sollten daher verstärkt eingesetzt werden. Dabei ist ein geordnetes Evaluationsverfahren unabdingbar.
- Bleibe- und Nachverhandlungen sollten auch ohne Wegberufungen ermöglicht werden, um “Scheinbewerbungen” einzuschränken und damit Berufungsverfahren deutlich zu beschleunigen. Auch bei solchen Verhandlungen müssen die Studierenden frühzeitig um Einschätzung gebeten werden.
- Ad-Personam-Berufungen müssen als solche transparent gemacht werden. Versteckte Hausberufungen sind zu vermeiden.
Vorgehensweise in Verfahren
- Den studentischen Mitgliedern der Kommission soll die Möglichkeit einer Stellungnahme im Berufungsbericht gegeben werden.
- Um die Dauer von Verfahren zu reduzieren, sollten die Verhandlungen mit einzelnen Personen von vornherein zeitlich begrenzt und nach diesem Zeitraum als gescheitert betrachtet werden.
- Verhandlungsergebnisse und Zielvereinbarungen sollen den Mitgliedern der Kommission durch das Präsidium zugänglich gemacht werden. Bei Zielvereinbarungen sind studentische Anliegen einzubeziehen.
- In Tenure Track-Berufungen soll die Kommission im Berufungsbericht Kriterien nennen, bei denen sie Entwicklungsbedarf festgestellt. Diese Kriterien müssen bei der Evaluation besondere Betrachtung finden.