KIF470:Flyer zu Ethik in Informatik

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Version vom 21. September 2019, 18:16 Uhr von Joti (Diskussion | Beiträge) (Streamlining chapter depths)
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Antrag des fzs

Der fzs fordert daher:

  1. Alle Studiengänge müssen verpflichtende Anteile zum kritischen Hinterfragen des Fachs und der Relevanz des eigenen Handelns beinhalten
  2. Die studienganggestaltenden Gremien dürfen Fähigkeiten, die zum Erwerb kritischer Reflexionsfähigkeit und ethischem Handeln nicht mehr in den reinen Wahlbereich der Studienkonzeption rücken
  3. Stärkere Achtung der studentischen Positionen in den Studiengangskonzeptionen

Flyerinhalt

Beispiele für Notwendikeit ehtischen Handelns und Denkens

  • Einbindung externer Software in Applikationen - wir wissen nicht, was die Software kann. Ist es notwendig, dass die externe Software auf die Kamera zugreifen kann?
  • Wie verhalte ich mich, wenn ich Dual-use Software entwickle? - Sollte ich die Software veröffentlichen bevor es ein anderer tut?
  • White-Hat vs. Black-Hat Hacking
  • Muss ich alles entwickeln, nur weil ich es könnte?
  • Was tun, wenn Auftraggeber nicht bekannt ist?
  • Künstliche Intelligenz - wie weit sollten wir gehen?
  • Interpretation von Programmantworten: Person zu 90% wieder straffällig -> Auslegung?
  • Sind komplexe Probleme in Programmen angemessen darstellbar? Ethik in der Informatik
  • Reproduziert die Software gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen?
  • Bei Produktentwicklung: Verantwortung zu Aufklärung über Hintergründe, Verwendung und Grenzen
  • Wie viele Daten muss meine Software wirklich sammeln?
  • Autonome Waffensysteme - wer trägt am Ende die Verantwortung für bspw. Menschenrechtsverletzungen
  • Bild- und Mustererkennung für Überwachung
  • Sollte ein automatisiertes System sich transparent machen müssen?
  • Autonome Systeme - bspw. Autonomes Fahren: Wer wird überfahren?
  • Netzwerkentwurf - Performanz vs. Sicherheit
  • Backdoors in Systemen bzw. das Zurückhalten von Sicherheitslücken
  • Public Money - Public Code?
  • IOT: Ist mein Kühlschrank klüger ist als ich?!
  • Wie weit geht unsere Verantwortung bei der Aufklärung über technische Möglichkeiten, Risiken und politisches Handeln?
  • Sollten wir Daten verwenden nur weil sie verfügbar sind?

Gängige Argumente gegen Ethik-Veranstaltungen und wie man sie erwidert

Durch Profs

  • Wo soll das denn noch hin?! Zeit?
    • Wenn es möglich ist für bestimmte Anwendungsfächer Credits zu finden, dann sollte es auch möglich sein, für Ethik Credits zu finden.
    • Überfachliche oder Schlüsselqualifikationen eignen sich sehr gut, um solche Veranstaltungen umzusetzen.
    • Über eine Workload-Erhebung können Credits übrig bleiben, die in ein Ethik-Modul investiert werden könnten.
    • Es ist nicht unbedingt eine eigene Veranstaltung nötig, das kann auch integraler Teil von Pflichtveranstaltungen werden
    • Das ist auch wichtig für Ihre Forschung.
  • Wer soll das machen? Personal?
    • Ich habe mit Ihren Mitarbeitenden geredet, der könnte das machen. (tatsächlich tun)
    • Service-Veranstaltungen aus den Human-Wissenschaften
    • Es ist möglich externes Personal einzukaufen.
    • Schaffen Sie bitte eine Ethik-Professur.
  • Wie finanziert man das? Geld?
    • Es gibt eine Professorin in Hamburg, die gerne die Vorlesung hält. Die müssen Sie nur rechtzeitig anfragen.
    • Das Curriculum wird durch das Land finanziert. Wenn wir das untergebracht bekommen, dann finanziert das das Land.
  • An wen soll sich das richten? Zielgruppe?
    • ALLE!
    • Das kommt auf die Konzeption der Veranstaltung an.
    • Man kann von einem Erstsemester-Niveau ausgehen.
    • Im Bachelor ist es wesentlich einfacher solche Vorlesungen im Pflichtbereich unterbringen.
    • Relevant wird der Inhalt erst später, eher so im 3./4. FS und dann im Pflichtbereich. Das muss dann auch ordentlich konzipiert werden.
    • Sowohl die GI als auch die KIF als auch der fzs fordern eine solche Veranstaltung als Pflichtveranstaltung.
    • Das ist Teil der Qualifikationsziele. Das gibt sonst in der Akkreditierung echt Stress.
    • Das macht gute Werbung für die Hochschule.
    • Der Zeitpunkt hängt an den Inhalten und der Konzeption. Es sollte auf jeden Fall in die ersten drei Semester, am liebsten ins 1. FS.
  • Wie organisiert man das?
    • Konzeption wird durch interessierte Personen übernommen.
  • Was sind die Inhalte?
    • Die GI hat eine Empfehlung dazu zu den Kompetenzen. Aus den Kompetenzen können die Inhalte abgeleitet werden.
    • Die Inhalte können an Veranstaltungen anderer Hochschulen angelehnt werden.
  • Wie soll das geprüft werden? Muss das überhaupt geprüft werden?
    • Eine Klausur kann das nicht abbilden.
    • Mündliche Prüfungen sind zu bevorzugen, das sollte sich aber auch im Rahmen halten.
    • Möglich ist auch eine Hausarbeit - z.B. 2 Seiten Paper
    • Denkbar sind auch Testate, bei denen die Tutor*innen genau geschult werden müsste.
    • Es kann auch unbenotet sein, bzw. bestanden-nicht bestanden
    • Die Prüfungsform ergibt sich aus den Kompetenzen.
  • Das ist die private Verantwortung der Studierenden.
    • Dann macht das nur eine handvoll Studierende und der Rest nicht. Aber die Kompetenzen müssen alle haben. Es muss nur eine*r auf den Atombombenstartknopf drücken.
    • Die, die das privat interessiert, beschäftigen sich sowieso damit. Aber wir wollen ja die erreichen, die das bisher noch nicht gemacht haben.
    • Das ist Teil der Qualifikationsziele, wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Studierenden sich damit privat beschäftigen bzw. die Ziele privat erreichen wollen.
    • Ich kann mich nicht um das kümmern, was ich nicht kenne. Ich kann nicht erwarten, dass die Studierenden von selbst drauf kommen, dass etwas ein Problem sein könnte. Ich als Hochschule kann sie aber dazu anleiten, sich damit zu beschäftigen.
    • Wir haben keine Möglichkeit zu überprüfen, ob die Studierenden sich tatsächlich selbst das vermittelt haben, was wir in die Qualifikationsziele geschrieben haben. Wenn wir ihnen das aber vermitteln, dann können wir die Qualität des vermittelten Stoffes sicher stellen.
  • Das ist doch schon im Wahlbereich vorhanden.
    • Wie sollen sich die Studierenden damit beschäftigen, wenn sie nicht wissen, dass es das gibt? Es ist besser, das in den Pflichtbereich aufzunehmen.
    • Wir können nicht erwarten, dass die Studierenden essenzielle Inhalte der Informatik im Wahlbereich machen.
    • Der Wahlbereich kann das kapazitär nicht immer für alle Informatik-Studierenden stemmen.
    • Wir können nicht sicher stellen, dass alle Studierende dieses Qualifikationsziel erfüllen.
    • Die Vorlesungen im Wahlbereich sind nicht zwingend inhaltlich auf das Informatikstudium abgestimmt.
  • Das könnte doch die Fachschaft organisieren!
    • Es ist nicht Aufgabe der Studierendenschaft die hoheitlichen Aufgaben der Hochschule, in diesem Fall die Lehre, zu übernehmen bzw. zu organisieren. Wir können das gerne tun, werden die dann aber in den Gremien bzw. in der nächsten Akkreditierung problematisieren.
    • Können wir machen, wenn wir das entsprechende Geld dafür bekommen.
  • In welchem Raum bzw. in welchem Rahmen bzw. in welcher Form soll das stattfinden?
    • Das kommt auch wieder auf die Konzeption der Veranstaltung an.
    • Ja, es ist natürlich schwierig, aber wir bekommen das doch auch in den anderen Grundlagenveranstaltungen hin.
    • Es ist als Vorlesungsbegleitendes Modul möglich - z.B. drei kleine Ausarbeitungen. Zwei von drei müssen bestanden werden. Das wäre ohne Note möglich. Das könnte Voraussetzung für das Antreten der BA sein.
    • Es kann auch als Teil in diversen anderen Modulen sein. Dadurch ist klar, dass Ethik ein Querschnittsthema ist und auch die Relevanz des Themas wäre klar. Dabei wäre zwar die Abstimmung etwas schwierger, aber es wäre eine mögliche Lösung.
    • Es ist auch in den späteren Semestern möglich. Da sind dann weniger Studierende da. und dadurch wird das dann einfacher.
  • Brauchen wir dazu wirklich eine eigene Veranstaltung?!
    • Wenn Sie uns garantieren können, dass die Qualifikationsziele erfüllt werden, wenn das in einzelnen Modulen gemacht wird, dann geht das auch. Allerdings ist da der Verwaltungs- und Abstimmungsaufwand enorm hoch. Das würde auch Schulungen für alle Professor*innen nötig machen. Mit nur einem Modul würde dieser ganze Aufwand wegfallen.

Durch Studis

  • Der Vorlesungsplan ist doch schon voll?
    • Es macht eigentlich keinen Unterschied. Der Workload darf ja nicht mehr werden, da die CP-Zahl im Studium ja gleich wird.
  • Wie soll da geprüft werden?
    • Das denken sich die Professor*innen aus und nicht wir.
    • Es gibt verschiedene Hochschulen, die derartige Module haben, da können wir schauen, worauf wir uns dann einstellen können.
  • Laaaaaaaaaaaaaaangweilig!
    • Alle Studierende haben unterschiedliche Präferenzen, aber trotzdem gibt es Dinge, die wir alle machen müssen, weil die Inhalte und Kompetenzen, die vermittelt werden für uns und was wir später machen, wichtig sind.
    • Insgesamt passt Ethik sehr gut in unser Studium, da es eine Problem-Lösung-Orientiertheit voraussetzt, was wir ja sehr intensiv im Studium lernen.
    • Es ist doch etwas komisch, etwas im Vorfeld als “langweilig” zu bezeichnen, was noch nicht besucht wurde. Schau es dir doch erstmal an und fälle dann ein Urteil.
  • Wozu brauche ich das überhaupt?
    • Wir werden später im Berufsleben immer wieder mit Situationen konfroniert sein, in denen ethische Abwägungen nötig sein werden. Deswegen ist es wichtig, dass wir das jetzt lernen.
    • Siehe Beispiele.
  • Kann ich mir nicht anrechnen lassen -> mache ich nicht!
    • Das ist eine interessante Motivation, um an ein Studium heranzugehen. Eigentlich wollen wir doch im Studium etwas lernen und machen nicht Kurse, um sie dann nur angerechnet zu bekommen. Wo ist denn dann der Mehrwert des Studiums?
  • Ich habe doch dann im Job sowieso keine Entscheidungsgewalt
    • Das ist noch nicht sicher. Wir werden auch darauf ausgebildet, um später als Führungskräfte zu arbeiten. Dabei haben wir dann auch Entscheidungskompetenz.
    • Außerdem ist es auch wichtig, dass wir selbst denken können. Nur weil die Person, die dir vorgesetzt ist, dir Anweisung gibt, heißt das nicht, dass sie imnmer automatisch recht hat. Kritisches reflektieren ist auch und insbesondere im Berufsleben notwendig.
  • Ich bin Informatiker*in, kein*e Philosoph*in.
    • Das stimmt, es ist aber auch nur eine Vorlesung.
    • Du bist auch kein*e Mathematiker*in, aber du hast trotzdem Mathe-Vorlesungen :wink:
  • Das bringt doch nichts, darüber zu reden, weil ich schon eine feste Meinung habe.
    • Diese Vorflesung kann dir neue Denk-Impluse geben, die auch Einfluss auf deine Meinung haben können.
    • Aber andere haben vielleicht noch keine feste Meinung. Für die ist diese Vorlesung dann sehr interessant.
  • Wer soll solch eine Veranstaltung halten?
    • Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten - wissenschaftliche Mitarbeitende mit einem entsprechenden Hintergrund, externe Dozierende oder Professor*innen aus der eigenen Hochschule mit einem entsprechenden Hintergrund.
  • Wer soll das finanzieren?
    • Das Land.
  • Was sind dann die Inhalte?
    • Zu den Inhalten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die GI hat dazu einen Vorschlag gemacht, ebenso gibt es an anderen Hochschulen ähnliche Module.
    • Die KIF hat sich dazu auch geäußert und eigene Forderungen aufgestellt, welche Inhalte für so ein Modul wichtig sind.
  • Warum soll ich dem Mensch davorn dann glauben? Inwiefern ist er kompetenter als ich?
    • Du sollst der Person nicht glauben, diese Veranstaltungen sind häufig auf Diskussion ausgerichtet.
    • Abgesehen davon: Warum glaubst du anderen Professor*innen, die andere Themen vortragen? Inwiefern besteht hier ein Unterschied?
    • Zudem soll diese Vorlesung Ideen geben, mit welchen Bereichen du dich weiter beschäftigen kannst.
  • Damit kann ich mich auch privat beschäftigen
    • Es ist eine notwendige Kompetenz, die wir Studium vermittelt bekommen. Es ist also die Aufgabe der Hochschule entsprechende Vorlesungen im Pflichtbereich anzubieten.
    • Andere beschäftigen sich damit nicht privat, aber es trotzdem wichtig, dass wir uns damit auseinander setzen.

In der Fachschaft

  • Oh nein, noch mehr Arbeit :weary:
    • Inwiefern entsteht für uns Arbeit? Wir haben keine Verantwortung in der Lehre. Das ist nicht unsere Aufgabe
  • Aber wie soll ich das vor den Profs vertreten?
    • Der fzs, die KIF und die GI haben sich dazu positioniert. Das kann dir als Argumentationshilfe dienen. Ebenso wie dieser Flyer :wink:
  • Gespaltene Lager innerhalb der Fachschaft - pro und contra Ethik-Veranstaltung
    • Das ist eine Frage des Umgangs mit dem Konflikt - akzeptiert man den Konflikt und die eine Gruppe handelt pro und die andere Gruppe macht nichts?
    • Oder ihr diskutiert das in der Fachschaft aus, mit sehr guten Argumenten und stimmt dann ab.