KIF460:Autismus-Spektrum-Störung im Informatikstudium

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Einleitung: Woher kam die Idee für den AK?

Bereits diagnostizierte Freunde machten auf Symptome aufmerksam, also begab Dave sich zur Diagnose. Unter der Prämisse "It takes one to spot one" bemerkte er, dass die Häufung von Autisten unter Informatikern höher zu sein scheint als in der Normalbevölkerung, also kam die Idee zu diesem AK auf, um Awareness zu streuen.

Vorurteile gegenüber Autisten

  • Autismus sei Trisomie 21 -- NEIN.
  • Es ist gar nicht so schwer, damit zu leben, wie oft geglaubt -- es ist nur eine höhere Schwierigkeitsstufe.
  • Es wird gesagt, Autisten hätten keine Empathie, das stimmt nicht wirklich -- sie funktioniert nur viel besser gegenüber anderen Autisten; hinzu kommt, dass neurotypische Menschen keine Empathie für Autisten haben.

Für einen Autisten ist das Leben wie ein Computerspiel, in dem der Schwierigkeitsgrad "Extra hart" gewählt wurde, während alle anderen auf "Normal" spielen -- zwar erreicht ein Autist in vielen Bereichen auch die höheren Level, muss dafür aber wesentlich mehr Energie und Zeit aufwenden.

Symptome (Beispiele, von Fall zu Fall verschieden)

  • man schaut anderen Menschen beim Reden nicht automatisch in die Augen (wozu auch? Man redet ja mit Mund und Ohren...)
  • sensorischer Input führt schnell zu Reizüberflutung *("Reizfilterschwäche")* (oftmals durch Input, den andere Menschen gar nicht wahrnehmen würden -- Reiz sei hier definiert als "jeglicher Input ans Hirn, der Konzentration erfordert". Für reizfilterschwache Menschen sind das nun mal sehr viele Inputmöglichkeiten: das reicht vom Kratzen der Kleidung über die Nebengeräusche der Umwelt bis hin zu Gedankengängen, die man grad nicht los wird.)
  • (häufig) Kommunikation: Nichts mit Smalltalk anfangen können
  • Telefongespräche sind schwierig (zu schmaler Kommunikationskanal, zu wenige Signale, aus denen Informationen kognitiv erfasst werden können)
  • Probleme, zwischen den Zeilen zu lesen. Oftmals angewiesen auf den konkreten Wortlaut.
  • Reden meist wörtlich und rein sachlich, neurotypische Menschen lesen da nur leider zwischen den Zeilen z.B. Aggressivität oder Arroganz heraus, die gar nicht intendiert ist.
  • Kognitive Empathie (grob gesagt: intuitives Erkennen der Befindlichkeit des Gegenübers) stellt Schwierigkeit dar, oftmals nur grobe Einordnung des Befindens einer Person möglich.
  • Affektive Empathie (grob gesagt: Mitgefühl mit dem Gegenüber) ist dagegen oft im Übermaß vorhanden; wird aber kaum gezeigt oder sogar unterdrückt (da Gefühlsregungen in der Kindheit zu oft mißverstanden werden).
  • hingegen kommunikation zwischen Personen des Spektrums meistens gut möglich
  • Kindheit: Oftmals Außenseiter, oft sehr gute Noten ohne Anstrengung

Reaktion des Umfelds nach Diagnose

  • von anderem Autisten: "Wilkommen im Club"
  • allgemeine Neugier
  • Vereinzelt "Du doch nicht!", aber seltener als erwartet

Umgang mit Autisten

  • Wie baue ich Gespräche mit Autisten auf
    • direkt sprechen
    • umgangssprachliche Bedeutungen und unterschwellige Botschaften vermeiden (sie führen gern zu Mißverständnissen)
    • Smalltalk vermeiden

Danach: Fragerunde mit Dave und einem weiteren Betroffenen

  • Leider zu hohe Gesprächsgeschwindigkeit zum Protokollieren

Tipps zur Selbst/Fremddiagnose

Ein Punkt ist nicht ausreichend und nicht jeder Punkt muss auf jeden Autisten zutreffen. "Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten!"

  • Intelligenz
  • Gute sprachliche Fähigkeiten
  • Sprachverständnissschwierigkeiten in Gruppen
  • Soziale Regeln müssen angelernt werden (Aufbau von "Protokollen" des Umgangs miteinander)
  • Zu stark internalisierte Protokolle können zwanghaft werden
  • Nonverbale Kommunikation ist eine Schwierigkeit
  • Schweierigkeiten sich in andere Menschen hineinversetzen zu können
  • Überrascht, dass Verhalten/Aussagen verletzend oder unangebracht sind
  • Probleme mit Smalltalk und Ähnlichem
  • Details werden eher wahrgenommen als das große Ganze
  • Fast zwanghaftes Nachverfolgen von Plänen/Routinen
  • Über/Unterempfindlichkeiten von Reizen
    • Kann zu Overload (Überlastung; das definitive Gefühl, "hier jetzt raus zu müssen, sonst passiert was!!!") und danach Meltdown (Aggressiver Ausbruch, ist aber eher der Versuch eines Befreiungsschlags) oder Shutdown (völlige Abschottung in sich selbst, kaum noch Fähigkeit zur Kommunikation) führen.

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