KIF475:Blockchain an Hochschulen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die 47,5. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften fordert die Hochschulen sowie die Landes- und Bundesministerien auf, für den Einsatz von Blockchains im Kontext von Hochschulen und in der Hochschulbildung folgende Kriterien zu beachten: | Die 47,5. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften fordert die Hochschulen sowie die Landes- und Bundesministerien auf, für den Einsatz von Blockchains im Kontext von Hochschulen und in der Hochschulbildung folgende Kriterien zu beachten: |
Version vom 1. November 2019, 19:31 Uhr
Blockchains in der Hochschulbildung
Resolutionsentwurf
Die 47,5. Konferenz der deutschsprachigen Informatikfachschaften fordert die Hochschulen sowie die Landes- und Bundesministerien auf, für den Einsatz von Blockchains im Kontext von Hochschulen und in der Hochschulbildung folgende Kriterien zu beachten:
- 1. Vor dem Einsatz einer Blockchain sollten die Fragen beantwortet werden, welche Probleme mit einer Blockchain gelöst werden sollen, ob diese auch ohne Blockchain gelöst werden können und ob diese überhaupt durch eine Blockchain gelöst werden können. Häufig eignen sich andere Systeme besser für den Einsatz im Hochschulkontext.
- 2. Im Zusammenhang mit der Datensparsamkeit und der Datenschutzgrundverordnung ist davon abzusehen, personenbezogene Daten in Blockchains zu inkludieren. Diese können nicht gelöscht oder geändert werden und sind auf allen an der Blockchain teilnehmenden Rechnern gespeichert. An dieser Stelle weisen wir besonders auf die europäische Datenschutzgrundverordnung hin.
- 3. Bisher bestehende Infrastrukturen und Campusmanagementsysteme funktionieren derzeit nur zum Teil oder gar nicht. Wir halten es für essenziell, dass zunächst die bestehenden Systeme auf ein akzeptables und benutzbares Niveau gebracht werden, bevor über die Etablierung erweiterter Infrastrukturen wie Blockchains nachgedacht wird.
Begründung
Im Jahr 2019 veröffentlichte der Stifterverband eine Studie über die Einsatzmöglichkeiten von Blockchains in der Hochschulbildung. In einem Arbeitskreis setzten sich mehrere Teilnehmende mit einigen Szenarien und möglichen Problemen aus der Studie auseinander. Daraus ist diese Resolution entstanden.
Die Teilnehmenden des Arbeitskreises sehen folgende Probleme mit dem Einsatz von Blockchains im Kontext von Hochschulen und in der Hochschulbildung, die sich in den Forderungen der Resolution zeigen:
- 1. Viele Probleme, die in der Studie adressiert werden, können durch eine Blockchain nicht gelöst werden. Die Studie schlägt als eine Einsatzmöglichkeit für Blockchains die Verifizierung von Abschlüssen vor. Die Teilnehmenden des Arbeitskreises weißen daraufhin, dass es für die Anerkennung von Abschlüssen und auch an Hochschulen erbrachten Leistungen europarechtliche Regelungen existieren. Die Lissabon-Konvention ist bereits seit 20 Jahren in Kraft und wird in den Hochschulen implementiert. Für diesen Anwendungsfall scheint also eine Blockchain nicht sinnvoll, da so nur das Misstrauen zwischen den Hochschulen und auch insbesondere gegenüber den Studierenden verstärkt wird. Auch im Zusammenhang mit Abschlüssen und Leistungen, die im nicht-europäsischen Ausland erbracht wurden, haben die Teilnehmenden Bedenken, ob eine Blockchain tatsächlich das zugrundeliegende Problem lösen kann. Das Misstrauen gegenüber den internationalen Studierenden, das durch eine derartige Blockchain verstärkt werden würde, würde der Internationalisierung der Hochschulen entgegenstehen.
- 2. Als weiteren Anwendungsfall skizziert die Studie, dass die Blockchain genutzt werden kann, um die Daten der Studierenden Datensparsam zu speichern. Die Teilnehmenden des Arbeitskreises haben in diesem Zusammenhang diverse Bedenken geäußert:
# 2.1. Die Änderung der Daten in einer Blockchain ist nicht möglich. Doch die Daten von Studierenden können sich zu jedem Zeitpunkt ändern. Beispielsweise durch einen Umzug oder Namensänderung (im Bezug auf Dritte Geschlechtsoption und Transsexualität sowie Heirat). # 2.2. Auch das Löschen von Fehlerhaften Daten, was den Studierenden gemäß Datenschutzgrundverordnung zusteht, ist im Zusammenhang mit der Speicherung von Personenbezogenen Daten in einer Blockchain unmöglich. # 2.3. Alle Daten von Studierenden, die sich in einer Blockchain befinden, werden auch auf allen Rechnern an der Hochschule gespeichert. Das steht dem Ziel der Datensparsamkeit entgegen. Auch lässt sich so das Recht auf Vergessen nicht sinnvoll durchsetzen.
- 3. Aus Berichten auf diversen Konferenzen und weiteren Vernetzungstreffen ist es hinreichend bekannt, dass die Infrastruktur an Hochschulen vielerorts deutlich zu wünschen übrig lässt. So berichten Studierendenschaften von Campusmanagementsystemen, die es nicht unterstützen, wenn sich zur Prüfungszeit viele Studierende gleichzeitig anmelden. Oder auch von Campusmanagementsystemen, die neue Versionen von Prüfungsordnungen nicht unterstützen. Oder von Campusmanagementsystemen, welche einen Großteil der Studierenden exmatrikulieren. Oder oder oder oder ... Die Infrastruktur an Hochschulen ist bereits aktuell nicht in der Lage, die Anforderungen zu erfüllen.
Vorstellungsrunde
- Franzi (TU Darmstadt)
- MassEffekt (Bonn)
- Kalli (Bonn)
- Fabian (Ulm)
- Björn (Paderborn)
- gaisseml (Stuttgart)
- Johnny (Freiburg)
- Mirco (Tübingen)
- Stefan (Bielefeld)
- Mobi (Bielefeld)
- Chris (Hamburg)
- Anno (Emden)
- Kevin (TU Darmstadt)
- viele Leute haben noch keine Erfahrung mit Blockchains
- Es gibt Vorschläge zur Nutzung von Blockchain zur Zertifizierung von Abschlusszeignissen
- Newsletter: Zeitchancenbrief
Grundlagen von Blockchain
- Es gibt eine Kette von Blöcken, die aufeinander verweisen
- Jeder Block speichert Infos
- Ein neuer Block bestätigt alle vorhergehenden Blöcke, sodass diese nicht mehr verändert werden können
Vorstellung der Studie
- Grundlagen zu Blockchain
- Use Cases zum Einsatz von Blockchain im Bildungswesen
- Fokus für diesen AK:
- Bildungsnachweise beglaubigen, ausstellen und anerkennen
- Studierendendaten in der Verwaltung minimieren
- Es gibt viel Interesse an Blockchain, z.B. will das BAMF auch Blockchain einsetzen
Meinungsaustausch
Bildungsnachweise beglaubigen, ausstellen und anerkennen
- Es ist grundsätzlich möglich mit Blockchains Zeugnisse zu beglaubigen
- Würde die Blockchain nicht nur den Stempel des Amts digitalisieren?
- Die Blockchain verzetzt alle Universitäten und verifiziert Zeugnisse anderer Universitäten
- Stehen die Daten der Zeugnisse (Name, Noten, ...) auch in der Blockchain oder nur ein Hash?
- In der Studie gibt es drei Methoden:
- digitale Signatur
- Hash des digitalen Bildungsnachweises
- Inhalt des Nachweises
- Primär Diskussion um digitale Signatur
- Das würde man aber auch ohne Blockchain hinbekommen (public key wird von der Uni veröffentlicht)
- Durch die Blockchain würde nur die Signatur, nicht aber der Inhalt bestätigt
- Jeder, dem das Zeugnis vorliegt, kann die Signatur in der Blockchain überprüfen
- Kann man Noten noch ändern?
- Blöcke können nicht geändert werden
- Es gäbe einen neuen Eintrag, der den alten invalidiert
- Wer kann alles bei der Blockchain mitmachen?
- Wenn das system intern ist, wäre eine Blockchain sinnlos
- Bei öffentlicher Blockchain möglicher 50/50-Angriff
- Das könnte man bei einer Blockchain trennen: Jeder kann lesen, nur die Hochschulen können schreiben
- Um dies sicherzustellen bräuchte man aber wieder eine public key-Infrastruktur
- Wenn die Hochschulen sich nicht vertrauen, wäre eine Blockchain sinnvoll
- Aber gerade deshalb würde eine Blockchain nicht funktionieren
- Das Problem ist eher, dass Unis Studis mit Zeugnissen von anderen Unis nicht vertrauen
- Die Studis müssen zwangsläufig den Unis vertrauen
- Es ist bisher schwierig Zeugnisse aus anderen Ländern zu verifizieren
- Ein Student könnte ein Zeugnis manipulieren und falsch beglaubigen lassen
- Das scheint aber kein großes Problem
- Eine Manipulation könnte z.B. auch bei der Übersetzung eines fremdsprachigen Zeugnisses stattfinden
- Anekdote: eine geflüchtete Person wollte sich ein Zeugnis anerkennen lassen, das sehr zweifelhaft wirkte -> die Anerkennung wurde da versagt
- Innerhalb europäischer Hochschulen gibt es schon ein System zur Verifizierung von Zeugnissen
- Es gibt sehr viele Zeugnisse, damit wäre eine Blockchain sehr groß
- Die Schwachstelle Mensch (z.B. Bestechung einzelner) wird durch Blockchains nicht eliminiert
- Das würde fälschliche Beglaubigungen verhindern
- Allerdings nicht Manipulation von Profs oder Prüfungsamt
- Ist Urkundenfälschung hier überhaupt ein Problem?
- Die Dunkelziffer wird man ohne ein Verifizierungssystem nicht herausfinden können
- Innerhalb Deutschlands werden Zeugnisse von anderen deutschen Hochschulen generell anerkannt
- In Europa ist das auch noch kein Problem -> Lissabon-Konvention
- Besonders bei Zeugnissen Studierender außerhalb Europas gibt es Skepsis
- Einige Unis stellen Zertifikate "für einen Strandspaziergang mit dem Prof" aus
- Das würden Blockchains auch nicht lösen
- Deutsche Abschlüsse werden im Ausland hoch angesehen, das Problem ist eher andersherum
Fazit:
- eine Infrastruktor zur Verifizierung, ob Blockchain oder nicht, ist eine interessante Sache
- das Problem (Misstrauen gegenüber anderen Hochschulen oder Studierenden) wird dadurch aber nicht gelöst
Studierendendaten in der Verwaltung minimieren
- Campus Management System als Blockchain
- nicht DSGVO-konform, da Daten nicht gelöscht werden können
- Allerdings hat die Uni ein berechtigtes Interesse die Daten für eine gewisse Zeit zu speichern
- Variante von Blockchains, in denen Blöcke gelöscht und komplett gehashed werden
- Blockchains basieren eher auf Anonymität
- Fehlerhafte Daten können nicht geändert werden
- in der DSGVO gibt es das Recht auf Korrektur fehlerhafter Daten
- Außerdem können sich Daten ändern (z.B. Transmenschen, Heirat)
- Daten können richtiggestellt, aber nicht geändert werden
- DSGVO: Recht auf Löschung von Daten, die den Zweck aus dem sie erhoben wurden, nicht mehr erfüllen
- das wäre mit falschen Daten der Fall
- z.B. im Bezug auf das BAföG-Amt ändern sich Daten sehr oft
- Das System ist schon kompliziert genug
- Daten werden eher nicht minimiert, wenn jeder eine Kopie der Blockchain hat
- Welches Problem würde eine Blockchain überhaupt lösen?
- Ein internes System könnte auch zentralisiert gelöst werden
- Es wird gerade viel zur Verifizierung von Identitäten geforscht
- Man müsste nur einmal in die Blockchain gucken, anstatt einen wochenlangen Verifizierungsprozess einzuleiten
- Beispiel: Zu Leuten, die sich immatrikulieren um bestimmte Vorteile zu genießen (Krankenkasse, Semesterticket) gibt es keine klaren Daten
- Studierende müssen sich an verschiedenen Stellen innerhalb einer Uni (Bibliothek, Studierendenwerk, ...) identifizieren
- wenn sich die Daten auch ohne Blockchain lösen lassen, braucht man keine Blockchain
- Identifizierung mit der Chipkarte, allerdings verschiedene Geldkonten für Mensa, Drucken, Parkplätze, ...
- Man muss nur eine Erlaubnis ausstellen, dass bei der Uni eine Immatrikulationsbescheinigung angefragt werden darf
- Mit einer Blockchain würden auch Stellen Daten bekommen, die diese garnicht benötigen
- Fazit: Eine Blockchain würde keine Probleme lösen, aber neue schaffen